Ein paar sitzt frustriert auf dem BettEin paar sitzt frustriert auf dem Bett

Stockphoto/Getty. Evtl. dargestellte Personen sind Modelle.

Hypersexualität

Was ist Sexsucht?

Was ist Hypersexualität?
Wie viele Menschen sind sexsüchtig?
Sexsucht vs. Pornosucht
Die Ursachen von Sexsucht
Symptome einer Hypersexualität
Die negativen Folgen der Hypersexualität
Sexsucht behandeln
Passende Produkte im Shop
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Ständige Lust auf Sex und ein unbändiges Verlangen nach sexueller Befriedigung – Hypersexualität ist mehr als nur ein gesteigertes sexuelles Interesse. Betroffene leiden unter einem zwanghaften Drang, der ihr Leben belastet und häufig negative Folgen für Beziehungen, Beruf und Gesundheit hat.

Was ist Hypersexualität?

Hypersexualität, umgangssprachlich auch als Sexsucht bezeichnet, ist ein übermäßiges, zwanghaftes sexuelles Verlangen, das Betroffene nicht mehr kontrollieren können. Mit Hypersexualität ist nicht einfach nur eine gesteigerte Libido gemeint – es handelt sich um eine sogenannte „Störung der Impulskontrolle“. Wenn eine Person hypersexuell ist, wird Sex zum zentralen Lebensinhalt und andere wichtige Lebensbereiche geraten ins Hintertreffen. 

Hypersexualität beeinträchtigt das Leben der Betroffenen oft stark. Sexsüchtige verspüren ein unkontrollierbares Verlangen nach Sex, das sie trotz negativer Konsequenzen nicht eindämmen können. Im Gegensatz zu Menschen, die einfach nur immer Lust auf Sex haben (ohne Auswirkungen auf den Rest ihres Lebens), spüren Betroffene einen erheblichen Leidensdruck und finden oft keine echte Befriedigung in ihren sexuellen Aktivitäten.

# Schon gewusst?

Im medizinischen Diagnosesystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Hypersexualität als „zwanghafte Sexualverhaltensstörung“ (Compulsive Sexual Behavior Disorder, CSBD) klassifiziert. Historisch wurden für sie auch Begriffe wie „Satyriasis“ (bei Männern) oder „Nymphomanie“ (bei Frauen) verwendet, die heute jedoch ziemlich outdated sind.

Wie viele Menschen sind sexsüchtig?

Wie häufig Hypersexualität vorkommt, ist schwer zu bestimmen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa drei bis sechs Prozent der weltweiten Bevölkerung betroffen sein könnten, wobei Männer deutlich häufiger sexsüchtig sind als Frauen (im Verhältnis von etwa 4:1 bis 5:1). Eine US-amerikanische Internet-Befragung aus dem Jahr 2019 ergab, dass 8,6 % der 2.300 Teilnehmer:innen Merkmale von Hypersexualität aufwiesen. Die Zahl liegt also ein wenig über der Schätzung. Auch wenn die Zahlen nicht so eindeutig sind: Eins lässt sich in jedem Fall festhalten: Sexsucht ist bei Weitem kein Nischenphänomen und nichts, wofür man sich schämen muss!

Sexsucht vs. Pornosucht

Obwohl Sexsucht und Pornosucht oft in einem Atemzug genannt werden, handelt es sich um unterschiedliche, wenn auch verwandte Phänomene: 

  • Sexsucht bezieht sich auf ein zwanghaftes Verlangen nach sexueller Aktivität im Allgemeinen, sei es mit Partner:innen, durch Masturbation oder andere Formen sexueller Handlungen.
  • Pornosucht ist spezifischer und bezeichnet eine übermäßige, zwanghafte Beschäftigung mit pornografischen Inhalten. Sie kann als eine Unterform der Sexsucht betrachtet werden, bei welcher der Konsum von Pornografie im Vordergrund steht.
  • Beide Störungen können gemeinsam auftreten, müssen es aber nicht. Während manche Sexsüchtige kein besonderes Interesse an Pornografie haben, beschränkt sich bei anderen die Sucht ausschließlich auf den Konsum pornografischer Inhalte.

    Die Ursachen von Sexsucht

    Die Ursachen für Hypersexualität sind komplex und schließen viele verschiedene Aspekte ein. Häufig liegt eine Kombination verschiedener Faktoren vor. 

    Biologische Faktoren 

  • Neurobiologische Veränderungen: Funktionsstörungen des Belohnungszentrums und/oder der Impulskontrolle im Gehirn spielen oft eine Rolle.
  • Hormonelle Ungleichgewichte: Ein erhöhter Testosteronspiegel geht möglicherweise mit gesteigertem Sexualtrieb einher.
  • Neurotransmitter-Dysbalance: Störungen im Dopamin- und Serotonin-Haushalt können das Suchtverhalten begünstigen.
  • Psychologische Aspekte 

  • Traumatische Erlebnisse: Sexueller Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit können zur Entwicklung einer Hypersexualität beitragen.
  • Emotionale Regulation: Sex wird bei einer Sexsucht als Bewältigungsstrategie für negative Gefühle wie Angst, Anspannung, Depressivität oder Einsamkeit eingesetzt.
  • Selbstwertprobleme: Geringes Selbstwertgefühl und das Gefühl, die eigene Persönlichkeit sei unvollständig, werden oft durch die Fixierung auf Sex überspielt.
  • Soziale und Umweltfaktoren 

  • Suchtförderndes Umfeld: Ein Umfeld, das Sex als Mittel zur Bewältigung von Stress oder emotionalen Problemen betrachtet.
  • Leichter Zugang zu sexuellen Inhalten: Die Verfügbarkeit von Pornografie und sexuellen Dienstleistungen kann suchtartiges Verhalten begünstigen.
  • Gesellschaftliche Einflüsse: Die Sexualisierung in Medien und Werbung beeinflusst mitunter das Verhältnis zur eigenen Sexualität.
  • Symptome einer Hypersexualität

    Die Symptome einer Hypersexualität sind vielfältig und unterschiedlich stark ausgeprägt. In der Medizin gibt es verschiedene Einordnungen der Symptomatik und ihrer Auswirkung: Die ICD-11 (weltweites Klassifikationssystem der WHO für alle Krankheiten) führt Hypersexualität als „zwanghafte sexuelle Verhaltensstörung“ (Code 6C72) unter den Impulskontrollstörungen. DSM-5 ist das von der American Psychiatric Association herausgegebene Handbuch speziell für psychische Störungen und hat Hypersexualität nicht als eigenständige Diagnose aufgenommen. 

  • Das ICD-11 definiert die zwanghafte Sexualverhaltensstörung durch folgende Kriterien:
  • Sex ist der zentrale Bereich im Leben und gewinnt damit unverhältnismäßig an Gewicht.
  • Trotz mehrfacher Versuche, das sexuelle Verhalten einzuschränken, gelingt es nicht, die Impulse zu kontrollieren.
  • Die sexuellen Aktivitäten führen zu erheblichen Belastungen im persönlichen, familiären, sozialen oder beruflichen Bereich.
  • Das Ausleben des Sexualtriebs führt zur Vernachlässigung der eigenen Gesundheit sowie anderer wichtigen Dinge.
  • Aus dem Sexualverhalten folgt wenig oder keine echte Befriedigung.
  • Das DSM-5 führt Hypersexualität nicht als eigenständige Diagnose auf, erfasst sie aber unter anderen Kategorien wie Impulskontrollstörungen oder Zwangsstörungen.

    Die negativen Folgen der Hypersexualität

    Hypersexualität hat meist weitreichende negative Konsequenzen in verschiedenen Lebensbereichen. 

    Persönliche Konsequenzen 

  • Scham- und Schuldgefühle: Betroffene leiden oft unter intensiven Schamgefühlen bezüglich ihres Verhaltens. Darüber zu reden, fällt vielen sehr schwer, was die Problematik nur verstärkt.
  • Depressionen und Angststörungen: Die ständige Beschäftigung mit Sex und das Gefühl des Kontrollverlusts können zu psychischen Begleiterkrankungen führen.
  • Selbstwertprobleme: Wiederholtes Scheitern beim Versuch, das Verhalten zu kontrollieren, verstärkt negative Selbstbilder.
  • Soziale und berufliche Folgen 

  • Beziehungsprobleme: Ständiges Bedrängen der Beziehungsperson zum Sex, das Aufdrängen von Kinks oder Untreue belasten Beziehungen erheblich.
  • Isolation: Trotz oft zahlreicher sexueller Begegnungen fühlen sich viele Betroffene einsam, da sie keine emotionale Intimität aufbauen können.
  • Berufliche Schwierigkeiten: Die ständige gedankliche Beschäftigung mit Sex beeinträchtigt die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit; unangemessenes Verhalten am Arbeitsplatz kann bis zum Jobverlust führen.
  • Gesundheitliche Risiken 

  • Sexuell übertragbare Krankheiten: Durch häufig wechselnde Partner:innen und riskantes Sexualverhalten steigt das Risiko für Infektionen.
  • Ungewollte Schwangerschaften: Bei heterosexuellen Kontakten besteht ein erhöhtes Risiko für ungewollte Schwangerschaften.
  • Körperliche Erschöpfung: Die ständige sexuelle Aktivität kann zu Erschöpfungszuständen führen. Auch Penis oder Vagina leiden häufig unter der übermäßigen Beanspruchung: Sie schmerzen und werden wund.
  • Sexsucht behandeln

    Die Behandlung von Hypersexualität erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene therapeutische Maßnahmen kombiniert. 

    Psychotherapie 

    Die Psychotherapie bildet das Fundament bei der Behandlung von Hypersexualität: 

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Hilft Betroffenen, destruktive Denkmuster zu erkennen und durch gesündere zu ersetzen. Sie vermittelt Strategien zur Impulskontrolle und zum Umgang mit Auslösereizen.
  • Traumatherapie: Wenn traumatische Erlebnisse zugrunde liegen, kann eine spezifische Traumatherapie helfen, diese aufzuarbeiten.
  • Gruppentherapie: Der Austausch mit anderen Betroffenen verringert oft das Gefühl der Isolation und bietet gegenseitige Unterstützung.
  • Paartherapie: Bei bestehenden Partnerschaften kann eine Paartherapie helfen, die Kommunikation zu verbessern und gemeinsam Wege aus der Sexsucht zu finden.
  • Medikamentöse Behandlung 

    In manchen Fällen kann eine unterstützende medikamentöse Therapie sinnvoll sein. 

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Diese Antidepressiva können sowohl den Sexualtrieb dämpfen als auch begleitende Depressionen oder Angststörungen behandeln.
  • Antiandrogene: In schweren Fällen können Medikamente eingesetzt werden, die den Testosteronspiegel senken. Diese haben jedoch erhebliche Nebenwirkungen und sollten nicht als Therapie erster Wahl angesehen werden.
  • Naltrexon: Dieses Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Alkohol- und Opiatabhängigkeit entwickelt wurde, kann auch bei Sexsucht hilfreich sein.
  • Selbsthilfegruppen 

    Selbsthilfegruppen spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Hypersexualität. 

  • Anonyme Sexaholiker (AS): Diese Gruppe arbeitet nach dem 12-Schritte-Programm, das ursprünglich von den Anonymen Alkoholikern entwickelt wurde.
  • Anonyme Sex- und Liebessüchtige (SLAA): Auch diese Gruppe folgt dem 12-Schritte-Programm und richtet sich an Menschen mit problematischem Sexual- und Beziehungsverhalten.
  • Partner:innen 

    Die Einbeziehung von Partner:innen in den Therapieprozess ist meist wichtig und wertvoll. 

  • Aufklärung über die Natur der Sexsucht: Partner:innen müssen verstehen, dass es sich um eine Erkrankung handelt, nicht um mangelnde Willenskraft oder moralisches Versagen.
  • Gemeinsame Therapiesitzungen: Diese helfen, Vertrauen wiederaufzubauen und Kommunikationsmuster zu verbessern.
  • Unterstützungsgruppen für Angehörige: Sie bieten Partner:innen einen Raum, um ihre eigenen Gefühle zu verarbeiten und Strategien zum Umgang mit der Situation zu entwickeln.
  • Fazit: Mit Sexsucht ist nicht zu spaßen 

    Einfach nur ständig erregt und geil? Hypersexualität ist eine ernsthafte Störung, die erheblichen Leidensdruck verursachen kann. Die Betroffenen verlieren die Kontrolle über ihr Sexualverhalten, was zu negativen Konsequenzen in vielen Lebensbereichen führt. Die Ursachen von Hypersexualität sind vielfältig und umfassen biologische, psychologische und soziale Faktoren. Behandelt wird meist nach einem ganzheitlichen Ansatz. Wenn Du selbst oder jemand in Deinem Umfeld unter Hypersexualität leidet, zögere nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es gibt Wege aus der Sexsucht, und niemand muss diese allein gehen.

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