Body Count
TikTok-Trend mit Tücken
Was ist Dein Body Count? Wenn Du auf diese Frage blitzschnell eine Antwort parat hast, brauchst Du jetzt gar nicht mehr weiterzulesen. Obwohl, eigentlich doch. Denn der Social-Media-Trend sorgt nicht nur für Unterhaltung, sondern auch für hitzige Diskussionen. Hier erfährst Du alles Wichtige zum Thema Body Count.
Was ist denn ein Body Count?
Für den Fall, dass Du jetzt einfach nur verwirrt guckst – first things first: Was ist eigentlich ein Body Count? Mit der Frage nach dem Body Count möchte Dein Gegenüber erfahren, mit wie vielen Personen Du Sex hattest. Hinter der harmlos klingenden Frage steckt also ganz schön indiskrete Neugier.
Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs „Body Count“
Hättest Du es gewusst? Der Begriff „Body Count“ stammt aus dem militärischen Kontext. Mit ihm bezeichnet man die Anzahl der Todesopfer der gegnerischen Kriegspartei – ganz schön makaber. Seine Übertragung aufs Sexleben ist relativ neu und hat sich hauptsächlich durch soziale Medien und Dating-Apps verbreitet. Vielleicht hattest Du auch schon mal ein TikTok auf Deiner For You Page, in dem auf der Straße nach dem #BodyCount gefragt wird oder jemand wollte Deinen auf Tinder wissen? Nicht nur wegen der Herkunft des Begriffs kann die Frage ganz schön problematisch sein – aber dazu später mehr.
So berechnest Du Deinen Body Count
Die Berechnung des Body Counts ist doch easy, oder? Du zählst einfach alle Sexpartner:innen, die Du je hattest, und die Anzahl ist Dein Body Count. Doch so simpel ist es oft nicht: Was zählt als Sex? Nur penetrativer Geschlechtsverkehr oder auch Petting oder Oralsex? (Kleiner Spoiler: Sex ist natürlich mehr als Penetration). Und was ist mit One-Night-Stands oder kurzen Affären?
Die einfache Antwort: Es gibt keine richtige oder falsche Berechnung der Anzahl von Sexualpartner:innen und wir alle haben unsere eigenen sexuellen Reisen, Vorlieben und Geschichten. Was zählt, ist, dass Du Dich mit Deinen Erfahrungen wohlfühlst und verantwortungsvoll mit Deiner sexuellen Gesundheit umgehst. Wie Du Deinen Body Count berechnest – wenn Du das überhaupt möchtest – und was Du als Sex definierst, ist allein Dir überlassen.
Welche Rolle spielt der Body Count bei der Wahl Deiner Partner:in?
Beim Online-Dating und dem schnellen Swipen urteilen wir oft viel zu schnell und messen auch der Frage nach dem Body Count zu viel Bedeutung bei. Einige Menschen sehen eine hohe Zahl als Zeichen von Erfahrung und sexueller Offenheit, während andere eine niedrige Zahl mit Treue und Zurückhaltung assoziieren. Der Body Count allein sagt in jedem Fall wenig über den Charakter oder die Qualitäten einer Person aus. Viel wichtiger sind Werte, Kommunikation und gegenseitiger Respekt in einer Beziehung – und ob das passt, lässt sich nicht anhand einer schnell rausgeschossenen Zahl beurteilen.
Body Count: gefährliche Geschlechterstandards
Leider existiert – wie so oft beim Thema Sex – auch beim Body Count ein problematischer Doppelstandard: Während bei Männern eine hohe Anzahl an Sexpartner:innen häufig als Statussymbol angesehen wird, erfahren Frauen mit vielen Partner:innen oft Ablehnung oder sogar Slut Shaming – ihnen wird vorgeworfen, sich „nuttig“ zu verhalten.
Besonders auf Plattformen wie TikTok werden Mädchen und Frauen oft als besonders attraktiv dargestellt, wenn sie nur wenige oder gar keine Sexualpartner:innen hatten – der sogenannte „Body Count = null“-Trend. Ob auf TikTok oder im Datingleben: Dieses „Idealbild“ ist nicht nur unrealistisch, sondern auch gefährlich, da es Scham und Unsicherheit bei Mädchen und Frauen hervorruft, wo absolut keine sein müssen!
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# Gut zu wissen
Egal, ob Du viele oder wenige Sexpartner:innen hattest – Dein Wert als Person hängt nicht davon ab. Wichtig ist, dass Du Deine Sexualität selbstbestimmt und verantwortungsvoll lebst. Lass Dich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen oder TikTok-Trends unter Druck setzen!
Mögliche Gefahren des Body-Count-Trends
Über Sex und Deine Erfahrungen sprechen: Yes, Girl! (Und alle anderen auch …) Doch TikTok-Trends wie der Body Count bringen einige Gefahren mit sich:
Cybermobbing
Das öffentliche Diskutieren oder Posten des eigenen oder fremder Body Counts kann schnell zu Cybermobbing führen. Besonders hart trifft das Jugendliche und junge Erwachsene. Passt auf Euch auf und stellt niemanden aufgrund ihrer:seiner sexuellen Erfahrungen (wie viele oder wenige jemand auch haben mag) bloß. Und wenn Ihr Cybermobbing mitbekommt, in welchem Zusammenhang auch immer: Speak up und unterstützt Euch so gegenseitig!
Distanz zur persönlichen Intimität
Die Reduzierung sexueller Erfahrungen auf eine bloße Zahl wie den Body Count kann dazu führen, dass die emotionale und persönliche Bedeutung von Intimität in den Hintergrund rückt. Sex ist mehr als nur eine statistische Größe: Es geht um Verbindung, Vertrauen und gegenseitigen Respekt – und natürlich Spaß.
Menschen werden auf Objekte reduziert
Der Body-Count-Trend trägt dazu bei, dass Menschen auf ihre sexuellen Erfahrungen reduziert werden. Versuche, Dich und die Menschen, denen Du begegnest, vielschichtig und respektvoll wahrzunehmen – ein simpler Zahlenstempel hilft Dir da sicher nicht weiter.
Wie viele Sexualpartner:innen haben Deutsche im Durchschnitt?
Doch – wenn wir schon über Zahlen sprechen – wie sieht es eigentlich in Deutschland aus? Mit wie vielen Menschen hat jemand, der in Deutschland lebt, im Schnitt geschlafen?
Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2019 haben Männer im Durchschnitt 9,8 und Frauen 6,1 Sexualpartner:innen im Leben.
Die Anzahl steigt mit dem Alter: 18- bis 25-Jährige haben im Schnitt 4,7 (Männer) und 3,8 (Frauen) Partner:innen, während es bei 46- bis 55-Jährigen 13,2 (Männer) und 6,4 (Frauen) sind.
Durch die Generationen hinweg haben Männer eine höhere Anzahl an Sexualpartner:innen angegeben.
Aber Vorsicht: Zahlen können lügen. Oft geben die Befragten aus Scham nicht die echte Zahl ihrer Sexpartner:innen an. Was Du auf keinen Fall tun solltest: Dich vergleichen. Du weißt schließlich selbst, womit Du Dich wohlfühlst.
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Fazit: Vergiss Zahlen beim Body Count!
Der Body Count ist letztendlich nur eine Zahl (Deiner Sexpartner:innen), die wenig über den Wert eines Menschen aussagt. Wichtiger als die Häufigkeit sind die Qualität unserer Begegnungen, gegenseitiger Respekt und eine gesunde Einstellung zur eigenen Sexualität. Lass Dich nicht von Trends oder gesellschaftlichen Erwartungen unter Druck setzen und hab genauso viel Spaß, wie Du möchtest!