Tantra lernen
Mehr als nur Sex?
Tantra gilt gemeinhin als die ultimative Liebeskunst. Viele Menschen fragen sich, wie sie Tantra Techniken lernen und richtig anwenden können. Dabei ist vielen nicht klar: Tantra umfasst wesentlich mehr als nur Tantra Sex. Es handelt sich vielmehr um ein spirituelles Erlebnis, das Ihr gemeinsam erschaffen sollt. Deswegen haben wir ein paar Tipps und Techniken für Euch, mit denen Ihr Euch an das Thema Tantra heranwagen könnt.
Was ist die Tantra Lehre?
Tantra gibt es schon seit dem 2. Jahrhundert. Der Begriff bedeutet so viel wie „Zusammenhang“. Es gibt tantrische Strömungen im Hinduismus und im Buddhismus, was zeigt, dass Tantra keine eigene Religion ist. Beim Tantra geht es auch nicht ausschließlich um Sex. Viel wichtiger ist in der tantrischen Lehre die Spiritualität und die Verbindung zwischen Geist und Körper.
Die Tantra Lehre stellt die Ganzheitlichkeit in den Fokus. Dabei betrachtet sie nicht nur den Körper als Ganzes, sondern auch Geist und Seele. In unserer schnelllebigen Welt schaffen wir es mit Tantra, uns auf das Wesentliche zu besinnen und uns Zeit zu nehmen für die Dinge, die uns wirklich wichtig sind. Dazu tragen verschiedene Praktiken und Formen des Tantra bei.
Welche Formen des Tantra gibt es?
1: Tantra Sex
Tantra Sex ist die bekannteste Ausprägung der Tantra Lehre. Der Tantra Sex zielt nicht auf den Orgasmus der Beteiligten ab. Es geht um die Vereinigung und den Akt als solches. Paare zelebrieren beim Tantra Sex die gemeinsame Zeit, die Berührungen und die Aufmerksamkeit, die sie einander schenken. Die Verbindung der beiden Seelen ist ein zentrales Element im Tantra Sex. Der Orgasmus wird explizit nicht angestrebt.
2: Tantra Massage
Eine Tantra Massage wird entweder professionell durchgeführt oder von Euch privat. Auch hier geht es wieder um die Person als Ganzes. Bei einer Tantra Massage wird der ganze Körper inklusive Penis (Lingam) oder Vagina (Yoni) berührt und zärtlich massiert. Erregung und ein Orgasmus können dabei stattfinden, sind aber nicht zentral. Die massierte Person soll sich fallenlassen und in der sinnlichen Berührung aufgehen.
3: Tantra BDSM
Eine Verbindung von erregenden BDSM-Praktiken und einer Tantra Massage wird als Tantra BDSM bezeichnet. Ihr könnt diese Kombination selbst ausprobieren, oder zu einer professionellen Tantra Domina gehen. Während die tantrischen Praktiken Körper und Geist vereinen, helfen die BDSM Praktiken dabei, die Berührungen intensiver wahrzunehmen und sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
4: Tantra Yoga
Tantra Yoga gibt es für Singles und Paare. Die Yogaübungen dienen dabei dem Ziel, Körper, Seele und Geist zu vereinen. Es gibt verschiedene Strömungen innerhalb des Tantra Yoga, die unterschiedliche Zielsetzungen anstreben.
5: Tantra Meditation
Sehr nah am Tantra Yoga ist die Tantra Meditation. Auch hier gibt es verschiedene Ansätze und Möglichkeiten, tantrische Meditationsübungen durchzuführen. Tantra Meditation wird meist allein durchgeführt, während es im Yoga auch viele Übungen für Paare gibt.
Wie kannst Du Tantra lernen?
Am einfachsten ist es für Einsteiger, Tantra in einem Kurs oder bei einem Guru zu erlernen. Dort lernst Du allein oder mit Deinem Schatz einige Techniken, die Du anwenden kannst, um einer tantrischen Erfahrung näherzukommen. Die Lehrerin oder der Lehrer bringt Dir außerdem die Grundidee des Tantra näher und erklärt Dir, worum es geht. Denn wer auf die schnelle Befriedigung aus ist, wird mit Tantra weniger Spaß haben.
Alternativ bieten auch professionelle Tantra Dominas Coachings an, in denen sie ihren Teilnehmer:innen die Grundsätze des Tantra BDSM näherbringen. Du siehst: Im Tantra gibt es für alles einen Kurs. Das zeigt, dass Tantra ursprünglich etwas ist, dass Du nicht aus einem Buch, sondern von einem Lehrmeister oder Guru lernst. Das gilt sogar für Tantra Sex.
Da Tantra Kurse nicht für alle Menschen das Richtige sind, gibt es natürlich auch die Möglichkeit, zu Hause Tantra zu lernen, sich mit tantrischen Techniken und Übungen vertraut zu machen und diese in den Alltag und das Liebesleben zu integrieren. Wichtig: Beim Tantra geht es um das Zusammensein mit dem Partner oder der Partnerin, um Spiritualität und darum, sich mit dem eigenen Körper und dem des Gegenübers vertraut zu machen.
Bevor Ihr zu Hause einige Tantra Übungen und Techniken ausprobiert, solltet Ihr die Tantra Session vorbereiten. Räumt den Raum, in dem Ihr Euch aufhalten wollt, auf und lüftet ordentlich durch. Sorgt dann für eine angenehme Raumtemperatur, denn niemand möchte nackt frieren. Gedämpftes Licht trägt zu einer entspannteren Atmosphäre bei. Dann kann es losgehen.
# Wusstest Du schon?
Ihr könnt Tantra Massagen, Tantra Sex und Co. bei professionellen Coaches lernen. Während der Massage haben manche Menschen sogar einen Orgasmus!
So tauchst Du in die Tantra-Welt ein
#1 - Tantra Massage
Um Dich und Deinen Partner auf das tantrische Erlebnis einzustimmen, könnt Ihr mit einer Tantra Massage starten. Dabei wird der ganze Körper – inklusive Penis oder Vagina – massiert und gestreichelt. Ein Orgasmus ist natürlich nicht das erklärte Ziel. Es geht eher darum, eine Einheit zwischen Körper und Geist zu schaffen. Denkt dabei an warmes Massageöl, das für Euch angenehm riecht.
#2 - Streicheln deluxe
Wenn Ihr Tantra Sex haben möchtet, solltet Ihr mit einer ausgiebigen Streicheleinheit beginnen. Dabei legt sich einer von Euch bequem hin und die andere Person beginnt damit, mit den Fingerspitzen sanft über den Körper zu streicheln. Beginnt dabei am Bauchnabel und vergrößert den Radius nach und nach. Ihr solltet schlussendlich von Kopf bis Fuß den Partner oder die Partnerin streicheln. Ihr könnt auch eine Feder benutzen, um das Erlebnis noch intensiver zu gestalten.
#3 - Reiben und Gleiten
Reibt Euch gegenseitig mit einem wohlriechenden Massageöl ein. Nun legt sich einer von Euch rücklings auf den Boden und die andere Person legt sich obendrauf. Achtung: Nicht eindringen! Ihr gleitet nun aufeinander auf und ab und reibt die geölten Körper aneinander. Ihr dürft die Geschlechtsteile dabei natürlich mit dem Körper berühren, sie aber nicht gezielt stimulieren.
#4 - Blickkontakt aufbauen
Eine der wichtigsten Techniken beim Tantra ist der Blickkontakt. Dabei siehst Du Deinem Tantra Partner oder Deiner Partnerin für eine lange Zeit unentwegt in die Augen. Nicht umsonst nennt man die Augen auch die „Spiegel der Seele“. Bei dieser Übung können wir alles sehen, was im Partner vorgeht. Müsst Ihr den Blickkontakt einmal abbrechen, umarmt Ihr Euch einfach.
Darauf kommt es beim Tantra lernen an
Wer Tantra lernen möchte, sollte sich mit der Grundidee dieser Lehre beschäftigen. Denn dabei geht es darum, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Zunächst geht es dabei auch nur um Dich, nicht um Deinen Partner oder jemand anderes. Denn erst, wenn Du mit Dir im Einklang bist und weißt, was sich für Dich gut anfühlt, kannst Du das auch auf eine Partnerschaft übertragen.
In der Zweisamkeit geht es beim Tantra darum, auch gemeinsam in Einklang zu kommen. Das funktioniert natürlich gut über körperliches Zusammensein, aber der Geist ist genauso wichtig. Wenn Ihr also Tantra lernt, müsst Ihr einander vertrauen und Euch darauf einlassen. Dann könnt Ihr eine gemeinsame Schwingung finden und Eure Lust gemeinsam ausleben.
Schnelle Orgasmen sind beim Tantra nicht das Ziel. Wenn Ihr Tantra ausprobiert, solltet Ihr Euch von der „schnellen Nummer“ verabschieden. Denn Tantra braucht Zeit und Aufmerksamkeit. Meist ist eine Person ausschließlich empfangend, während die andere nur gibt. Natürlich könnt Ihr diese Rollenverteilung nach einer Weile tauschen. Die Vereinigung, der eigentliche Sex, ist beim Tantra allerdings Nebensache. Wenn Ihr dies verinnerlicht, könnt Ihr Tantra lernen.
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5 Tantra-Übungen zum Ausprobieren
1: Die kniende Entspannung
Bei dieser Tantra-Übung, die Yoga-Elemente enthält, kniet Ihr gemeinsam auf einer Matte und lehnt die Stirn aneinander. Setzt Eure Pos auf Eure Fersen und achtet darauf, dass sich Eure Knie berühren. Faltet nun Eure Hände vor der Brust und schließt die Augen. Atmet ein und aus, durch den geöffneten Mund und nehmt mit geschlossenen Augen den Atem des Gegenübers wahr. Haltet diese Position mindestens fünf, besser zehn Minuten, um Euch gemeinsam zu erden.
2: Die Tantra-Umarmung
Kurz zur Begrüßung umarmen, mal kurz in den Arm nehmen, das alles kommt im Alltag häufig vor. Beim tantrischen Umarmen geht es aber darum, die Emotionen, Gefühle und Bedürfnisse des anderen zu spüren. Stellt Euch einander gegenüber und umarmt Euch, wie Ihr es auch sonst tut. Doch nun schließt Ihr die Augen und verbleibt in der Position.
Redet nicht miteinander, streichelt einander nicht, sondern bleibt unbeweglich stehen, für etwa eine Viertelstunde. Währenddessen versucht Ihr wahrzunehmen, wie sich der Körper des anderen anfühlt, ob er verspannt und unruhig wirkt, oder ruhig und relaxt.
3: Sinnliche Tantra-Massage
Für die dritte Übung braucht Ihr vor allem Zeit, denn eine Tantra-Massage darf auch einmal mehrere Stunden dauern. Verwendet ein sinnlich duftendes Massageöl, bereitet den Raum mit Kerzen und ansprechender Musik vor und entkleidet euch vollständig. Nun gebt Ihr Euch gegenseitig eine Massage des ganzen Körpers, keine Stelle wird dabei ausgelassen. Wenn Ihr Lust aufkeimen spürt, nehmt sie wahr, nehmt sie aber nicht zwingend zum Anlass, einen Orgasmus herbeizuführen.
4: Die liegende Woge
Bei dieser Tantra-Übung braucht Ihr eine Matte, auf die Ihr euch beide hinlegt. Eure Köpfe sind dabei links und rechts am Ende der Matte positioniert, Eure Pos berühren sich in der Mitte. Zieht die Beine angewinkelt in die Luft und stellt Eure nackten Fußsohlen aneinander. Nehmt einander an den Händen und haltet Euch. Achtet darauf, dass der Rücken gerade ist. Eure Beine könnt Ihr leicht wippend bewegen. Haltet die Position mindestens fünf Minuten ein.
5: Die kniende Umarmung
Bei der knienden Umarmung begebt Ihr Euch zunächst in die Umarmung aus Position eins. Nun stellt Ihr allerdings jeder ein Bein auf (Du links, Dein Partner rechts). Rutscht so nah zusammen, dass sich Euer Becken berührt und die Innenseite der Knie miteinander in Kontakt stehen. Legt die Arme umeinander und haltet Euch fest. Wenn Ihr möchtet, schaut Ihr Euch in die Augen, intensiver nehmt Ihr die Atmung des anderen wahr, wenn Ihr Euch umarmt. Haltet auch diese Position etwa fünf Minuten lang ein.
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Mehr über Tantra Meditation
Grundsätzlich lässt sich zwischen vier Meditationen unterscheiden. Hinzu kommen gemeinsame Meditationen, die Du mit Deinem Schatz durchführen kannst. Diese nennen sich Liebes Meditationen und sie werden häufig auch im Zusammenhang mit Tantra Sex durchgeführt.
Bei den klassischen tantrischen Meditationen gibt es die Unterscheidung nach Mantra, Chakra, Symbolmeditation und Meditationen über Göttinnen. Natürlich kannst Du verschiedene Meditationstechniken kombinieren. Grundsätzlich geht es immer darum, mit der Hilfe von Visualisierungen Energie im Körper zu lenken. Du bringst also Deinen Körper und den Geist zusammen.
Ein wichtiger Aspekt der tantrischen Meditation ist die sogenannte Integration. Denn die Lehre des Tantra ist ganzheitlich und bezieht sich deshalb nicht nur auf den Moment der eigentlichen Meditation. Stattdessen solltest Du die Meditation mit Deinem Alltag verbinden, sodass Du jederzeit ein Gefühl der Meditation hervorrufen kannst, unabhängig davon, was Du tust. Der ganze Tag soll als Meditation erlebt werden, um eins mit sich zu sein.
Anleitung zur Liebesmeditation
Gemeinsam mit Deinem:r Partner:in kannst Du eine Tantra Liebesmeditation durchführen. Dafür setzt Ihr Euch einander bequem gegenüber und schließt die Augen. Achtet darauf, Euch dabei nicht zu berühren, warm angezogen zu sein und die Umgebungsgeräusche auf das absolute Minimum zu reduzieren. Nun geht es für etwa zehn Minuten darum, Euer Gegenüber wahrzunehmen. Lauscht dem Atem des anderen und versucht, die Gegenwart der anderen Person wahrzunehmen, ohne einander zu sehen oder zu berühren.
Nach der ersten Phase öffnet Ihr langsam die Augen und kommt wieder im Hier und Jetzt an. Gebt Euren Augen Zeit, sich an das Licht zu gewöhnen. Nun dürft Ihr einander mit allen fünf Sinnen erkunden. Seht Euch an, findet heraus, wie das Gegenüber riecht und verinnerlicht diese Sinneseindrücke. Natürlich dürft Ihr einander nun auch mit der Hand berühren und spüren, wie sich die andere Person anfühlt.
Für die zweite Phase könnt Ihr Euch so viel Zeit lassen, wie Ihr benötigt. Danach steht Ihr langsam auf und streckt Eure Glieder. Schaltet leise Meditationsmusik ein und beginnt damit, Euch im Takt der Musik zu bewegen. Fühlt die Musik und gebt den Sinneseindrücken Zeit, sich zu setzen und aufzulösen. Nach zehn Minuten kommt Ihr langsam zum Schluss.
Nun beginnt mit der Ruhephase die letzte Phase dieser Meditation. Schaltet die Musik aus und setzt oder legt Euch wieder hin. Berührt Euch dabei nicht. Genießt die Stille und spürt in Euch hinein. Wie viel der Eindrücke des Partners sind noch vorhanden? Schließt die Augen und versucht, die neuen Eindrücke und Gefühle zu genießen. Kehrt dann langsam zurück in den Alltag.
Tantra ist eine alte Lehre, die mehr umfasst als nur Sex. Mit einigen Übungen für zu Hause und etwas Geduld könnt auch Ihr diese Liebeskunst lernen. Tantra-Übungen haben sehr viel mit Yoga gemein, daher werden sie auch als Tantra-Yoga bezeichnet. Viele Übungen der tantrischen Lehre kannst Du auch allein durchführen, allerdings sind die obigen für Dich und Deinen Schatz gedacht. Wichtig: Nicht immer muss eine gemeinsame Tantra-Übung zum Sex führen, Ihr könnt Euch auch einfach nur einander nahe fühlen.