Vulva Shaming
Schäm Dich nicht für Deine Vulva!
Viva la Vulva! Klar, immer! Leider gilt das nicht für alle Frauen. Vulva Shaming ist ein großes Problem und es gibt viele Betroffene. Aber was bedeutet der Begriff Vulva Shaming? Und was genau ist die Vulva überhaupt?
Was ist die Vulva eigentlich?
Wenn wir von der Vulva sprechen, sprechen wir von den äußeren, sichtbaren weiblichen Geschlechtsorganen. Also den inneren und äußeren Schamlippen, dem Venushügel und der Klitoris. Die Vagina bezeichnet das innere Organ.
Da die Vulva das ist, was wir sehen können, bietet sie natürlich ziemlich viel Angriffsfläche. Wieso guckt da was raus? Warum ist der Hügel so ausgeprägt? Ist meine Vulva hässlich?
Rund um das Aussehen der Vulva ranken sich viele Mythen und Schönheitsideale. Ja richtig gelesen, selbst für diese intime Körperstelle gibt es Schönheitsideale – wie absurd! So sind beispielsweise viele Mädels verunsichert, wenn sie lange innere Schamlippen haben, nicht alles perfekt symmetrisch aussieht oder die Intimbehaarung mehr sprießt als bei anderen. Eins vorweg: Das ist ganz normal. Das Vulva Aussehen ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Keine Vulva gleicht einer anderen und das finden wir auch gut so!
Was ist Vulva Shaming?
Vulva Shaming bedeutet kurz gesagt, andere aufgrund des Aussehens ihrer Vulva zu mobben oder sich für das Aussehen der eigenen Vulva zu schämen. Das kann viele Gründe haben. Oft finden Frauen ihre Schamlippen zu groß, zu klein oder zu schlaff. Viele befürchten außerdem, dass mit der eigenen Vulva etwas nicht stimmt, weil sie eben so aussieht, wie sie aussieht.
Aber wie kommen wir dazu, unsere Vulven hässlich zu finden? Logo, wenn man sich Pornos anschaut, findet man nur vermeintlich perfekte Vulven. Schön geformt, glattrasiert und absolut einladend. Aber so ist es doch bei Models auch, oder? Alles perfekt und makellos. Dass man sich da unwohl fühlt, wenn man sich vergleicht, ist absolut verständlich. Was man aber immer wieder gerne vergisst, ist, dass da meistens Photoshop und medizinische Eingriffe nachgeholfen haben.
Man könnte auch sagen, dass es sich beim Vulva Shaming um eine bestimmte Form des Body Shamings handelt. Denn auch beim Vulva Shaming werden Menschen aufgrund des Aussehens eines bestimmten Körperteils abgewertet. Und genau so wie es gar nicht geht, sich über kleine Brüste oder dünne Penisse lustig zu machen, ist es auch ein No-Go, das Aussehen einer Vulva negativ zu bewerten.
Deswegen: Hört auf, Euch zu vergleichen und für Eure Vulven zu schämen! Wie viele „reale“ Vulven haben wir denn schon gesehen? Wenn wir ständig mit normalen, also realistischen Vulven konfrontiert würden, wären da keine Zweifel und Abwertungen. Wir würden sehen, dass unsere Vulven völlig normal und schön sind, weil jede einzigartig ist.
Folgen des Vulva Shamings: Schamlippenverkleinerung
Die Folgen des Vulva Shamings sind gravierend. Viele Frauen und Mädchen sind extrem verunsichert, wenn es um das Aussehen ihrer Vulva geht und empfinden sich selbst als hässlich. Das kann so weit gehen, dass sich das Vulva Shaming negativ auf das Sexleben und die Libido auswirkt.
Denn wer im Kopf nur darüber nachdenkt, ob das Gegenüber die eigene Vulva attraktiv findet oder nicht, kann sich wohl kaum beim Sex fallen lassen. Doch anstatt sich nur noch Menschen zu suchen, die den eigenen Körper so schätzen, wie er ist, greifen Betroffene von Vulva Shaming oft zu drastischen Maßnahmen. Dabei schrecken einige nicht einmal vor operativen Eingriffen zurück. Die Rede ist von der Schamlippenverkleinerung.
„Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische und Plastische Chirurgie (ISAPS) wurden im Jahr 2015 in Deutschland 5296 Schamlippen-Korrekturen durchgeführt, 2018 bereits 8743.“
Quelle: Quarks.de
Doch warum das Ganze? Oft sind es nicht medizinische Gründe, die zu einem solchen Eingriff führen. Natürlich können sehr lange Schamlippen Hautreizungen und Entzündungen auslösen – doch das ist äußerst selten der Fall. In den meisten Fällen geht es lediglich um Schönheitsaspekte. Doch niemand sollte sich unters Messer legen müssen, um sich schön zu fühlen. Zeit also, etwas gegen das Vulva Shaming zu unternehmen!
Was tun gegen Vulva Shaming?
#1 Eigene Vulva liebevoll annehmen
Wenn Du etwas gegen Vulva Shaming tun möchtest, kannst Du bei Dir selbst anfangen. Achte darauf, wie Du selbst über Deinen Intimbereich denkst. Entschuldigst Du Dich für Deinen Geruch oder ist Dir das Aussehen Deiner Vulva unangenehm? Dann wird es Zeit, umzudenken! Versuche Dich und Deiner Körper so anzunehmen, wie er ist.
#2 Andere Vulven kennenlernen
Das fällt Dir schwer? Vielleicht hilft es Dir ja, die Vielfalt anderer Vulven zu sehen! Wenn Du wissen willst, wie andere und vor allem realistische Vulven aussehen, schaue Dir die Instagram Seite The Vulva Gallery an. Das Projekt wurde 2016 von der Niederländerin Hilde Atlanta in die Welt gerufen und hat mittlerweile 300.000 Follower auf Facebook. Sie räumt mit den Mythen rund um das Aussehen der Vulva auf und zeigt echte Vulven.
Um Vulva Shaming abzubauen, hilft es außerdem, die eigenen Sehgewohnheiten umzustellen. Anstatt Mainstream-Pornos könntest Du auf ethisch produzierte Pornos umsteigen. Denn diese zeigen oft eine realistischere Körpervielfalt.
#3 Eigene Vulva mit Spiegel erkunden
Natürlich kannst Du auch damit anfangen, zunächst Deine eigene Vulva kennenzulernen. Alles was Du hierfür brauchst ist ein kleiner Spiegel und einen ungestörten Ort. Nun betrachtest Du Deine Vulva im Spiegel. Versuche sie wertfrei wahrzunehmen. Hast Du gewusst, dass es auch Vulva Watching Workshops gibt, in denen Du zusammen mit anderen auf Vulva-Entdeckungsreise gehst?
#4 Therapeutische Unterstützung annehmen
Du hast alles versucht, aber Deine eigenen Ablehnung gegenüber Deiner Vulva wird nicht besser? Sei geduldig mit Dir. Solche Prozesse benötigen Zeit. Falls Du Dich so sehr für Deine Vulva schämst, dass Dein Sexleben darunter leidet, könnte es auch Sinn ergeben, Dir professionelle Unterstützung zu suchen. Berater*innen und Therapeut*innen können Dich dabei unterstützen, Selbstzweifel loszuwerden und Deinen Körper liebevoll anzunehmen.
Auch nicht cool: Period Shaming
Leider ist Vulva Shaming weit verbreitet und geht teilweise Hand in Hand mit Period Shaming: Die Scham darüber, monatlich zu bluten und offen darüber zu reden. Einige Männer und ihr Ekel vor Menstruationsblut tragen leider einen wesentlichen Teil zu der Scham bei. Aber wieso sollten wir uns schämen, einmal im Monat zu bluten?
Wir sollten einen Orden dafür kriegen! Immerhin leiden viele Frauen unter den Bauchkrämpfen, Rückenschmerzen und den unkontrollierbaren Stimmungsschwankungen. Wo kommen wir da hin, uns dafür auch noch zu schämen? Wir sollten lieber mehr darüber reden, damit es endlich gesellschaftsfähig wird und niemandem mehr peinlich ist. Denn die Periode ist etwas ganz natürliches!
All Vulvas are beautiful
Fakt ist, dass jeder Körper anders aussieht und es unzählige verschiedene Vulven gibt. Wirklich jede Vulva sieht anders aus und sollte für ihre Einzigartigkeit gefeiert werden. Es gibt nicht DIE perfekte Vulva – jede ist perfekt, so wie sie ist.
Hört auf, Euch dem Schönheitswahn zu fügen und fangt endlich an, Euch und Euren Körper zu akzeptieren, dann tun es die anderen auch. Es gibt nämlich nichts Verführerischeres als Selbstliebe und Selbstbewusstsein! Wenn Ihr Eure Vulva schön findet, tun‘s die anderen auch.