Warum Catcalling überhaupt nicht witzig ist
In der letzten Zeit begegnet uns das Thema Catcalling in den sozialen Medien besonders oft – aber was ist das eigentlich? Catcalling…das klingt ja irgendwie fast niedlich. FALSCH! Es ist weder witzig, noch cool oder in irgendeiner Art und Weise charmant oder „nett gemeint“.
Was ist Catcalling?
Catcalling ist der Begriff für sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum. Das Prinzip erklären wir am besten mit einem klassischen Szenario als Beispiel: Eine Frau geht die Straße entlang und an der nächsten Ecke stehen ein paar Typen, die ihr hinterherrufen und pfeifen, als sie vorbeigeht. Unangenehm! Wie – das war doch nur als Kompliment gemeint und ist doch lustig? Tja, die meisten Frauen finden das aber nicht lustig, sondern übergriffig, nervig, aufdringlich, plump, unangebracht und manchmal sogar angsteinflößend.
Social Media macht Catcalling zum Thema
Das Gute an Social Media „Trends“? Man kommt nicht darum herum, sich mit einem Thema intensiv und bewusster als sonst zu befassen. Es ist einfach so präsent, dass man es nicht NICHT mitbekommen kann. In diesem Falle sehr gut, denn: Dank der Riesenwelle an Aufmerksamkeit äußern sich immer mehr Menschen – insbesondere Frauen – zum Thema Catcalling. Immer mehr Stories, immer mehr Entsetzen darüber, dass offensichtlich so vielen Menschen das Bewusstsein dafür fehlt, was so ein „mal eben hinterhergerufenes Wort“ eigentlich für BEIDE Seiten der dabei stattfindenden Kommunikation bedeuten kann. Vorher wurde nicht so oft darüber gesprochen, irgendwie ging es als „normaler Alltag“ unter, doch jetzt, wo auf einmal jeder davon hört, hat erschreckenderweise auch fast jeder bzw. jede eine Catcalling-Story zu berichten.
Ist Catcalling sexistisch?
Wieso man bei einem Gespräch bzw. einem Artikel über Catcalling nun zwangsläufig auch das „Sexismus-Fass“ aufmachen muss? Naja, es ist eben in den meisten Fällen so, dass Frauen in der Rolle der belästigten Person sind, während die Catcaller meist Männer sind – und zwar nicht nur einer, sondern eine Gruppe, in der sich einer (oder sogar gleich mehrere) besonders stark und cool fühlt, wenn sie die einzelne, vermeintlich schwächere Person salopp gesagt „blöd von der Seite anlabert“. Um der Debatte in allen Aspekten gerecht zu werden, müssten wir nun auch eigentlich genauer beleuchten, was das allgemeine Rollenbild der Frau in unserer Gesellschaft darüber aussagt, dass anscheinend so viele Kerle denken, das wäre schon in Ordnung so. Diese detaillierten Argumentationen überlassen wir aber lieber den Fachautorinnen – allein, weil es dem Thema nicht gerecht würde, es hier in ein paar Zeilen zu versuchen, ausreichend zu beleuchten.
Stop Catcalling! Eure Erfahrungsberichte
Anstatt nun selbst weiter zu erörtern, wo hier der Fehler in der Matrix liegt, möchten wir Euch einige, ausgewählte Statements von Männern und Frauen zum Lesen anbieten. Wir haben diese Kommentare von KollegInnen, FreundInnen und Followern aus unserer Community ausgewählt, weil sie aus unserer Sicht als Quersumme sehr gut verdeutlichen, wieso Catcalling kein Spaß ist. Authentisch und emotional geäußert sollen diese Gedanken Fragen aufwerfen, dazu anregen, mit Freunden, Verwandten und Bekannten darüber zu sprechen – vielleicht fällt dann ja bei dem ein oder anderen Catcaller doch der Groschen und er bekommt ein Gefühl dafür, wann es in Zukunft einfach mal angebrachter ist, nichts zu sagen – oder den pöbelnden Kollegen darauf hinzuweisen, wenn er sich gerade absolut uncool verhält.
Tipps bei Catcalling
Wer sich traut, kann die Catcaller einfach direkt mit ihrem stillosem Verhalten konfrontieren. Empfehlenswert ist das aber nur, wenn Ihr Euch dadurch nicht in eine Gefahr begebt. Gut ist es dann, wenn an einem öffentlichen Platz viele, andere Leute anwesend sind, es möglichst nicht nachts ist und Ihr gerade allein z. B. im Park unterwegs seid. Habt Respekt, aber keine Angst. Wehrt Euch im angebrachten Maße, seid dabei direkt und selbstbewusst, aber nicht übertrieben provozierend oder aggressiv – steht zu Euch aber sorgt nicht dafür, dass die Situation für Euch zum Nachteil eskaliert. Je nachdem, was für ein Typ Mensch Ihr seid, wählt den für Euch cleversten Weg, mit Catcalling umzugehen: Die eine Person beruhigt sich lieber erst und spricht Dinge im Nachhinein rational an, als in der Situation die Emotionen blind auszuagieren. Die andere Person muss sich ihrem Ärger sofort Luft verschaffen, bevor die Wut und damit auch der Mut weg sind. Versucht immer gut einzuschätzen, wie die Situation für Euch ausgehen könnte und überlegt dann, wie Ihr reagiert. Seid Ihr abends allein unterwegs, solltet Ihr besser ein Pfefferspray in der Tasche haben, nicht auf blöde Sprüche reagieren und, um Euch zu beruhigen, vielleicht sogar mit jemandem telefonieren, der gerade in der Nähe ist. Geratet Ihr am Tage und in der Öffentlichkeit in eine Catcalling-Situation, setzt Euch ruhig mit einem lauten und deutlichen Konter zu wehr. Ihr seid dabei nicht die „Spaßbremse“, sondern macht darauf aufmerksam, dass hier gerade eine Grenze überschritten wurde. Sprecht das Thema in Eurem Freundes- und Bekanntenkreis an, um Euer Umfeld dafür zu sensibilisieren. Überlegt Euch vielleicht sogar generell mal in ein paar Gedankenspielen, was Ihr sagen könntet, wenn Ihr in einen Catcall geratet.
Catcalling: Unser Fazit
Man kann wohl leider nie wissen, ob und wann man in eine unangenehme Situation gerät – aber man kann sich gedanklich um Vorfeld überlegen, wie man reagiert, falls es mal dazu kommt. Dann ist man in der Situation sicherer und deutlich handlungsfähiger. Es wäre natürlich wünschenswert, dass die Catcaller dieser Welt durch den lauten Social Media Trend ihr Verhalten reflektieren und bessern, aber verlassen wir uns besser nicht darauf. Was Ihr gegen Catcalling tun könnt? Kommunizieren, ansprechen, Eure Grenzen klarmachen. Aus diesem Artikel solltet Ihr mitnehmen, was Catcalling ist, dass es kein Spaß ist und, dass Ihr die Situation richtig einordnen könnt, wenn Euch „das mit dem Catcalling“ mal passiert.