Androgynie
Männlich und weiblich vereint
Menschen, die sich optisch nicht sofort als Mann oder Frau einordnen lassen… ist Dir so jemand auch schon einmal begegnet? Oder lehnst Du vielleicht sogar selbst die konventionellen Geschlechterrollen ab? Möglicherweise gehörst Du dann zu den androgynen Menschen. Woran Du Androgynie merkst und welche wichtigen Infos Du kennen solltest, verraten wir Dir hier.
Was ist Androgynie überhaupt?
Der Begriff Androgynie kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt so viel wie „weibliche und männliche Merkmale vereinend“. Dabei geht es weniger um tatsächliche geschlechtliche Merkmale, sondern häufiger um das Äußere, den Kleidungsstil und das Auftreten der jeweiligen Person.
Androgynie kann sich aber ebenso auf die Geschlechtsidentität eines Menschen beziehen wie auf die Optik. Manche Menschen können oder möchten sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen. Sie empfinden sich als nicht-binär und treten dementsprechend androgyn auf. ABER: Nicht jeder androgyne Mensch ist nicht-binär! Es gibt androgyne Menschen, die sich klar als Mann oder Frau identifizieren.
Andere möchten einfach die gesellschaftlichen Grenzen der Geschlechternormen sprengen und tragen deshalb bewusst unisex-Kleidung oder Kleidungsstücke, die eher dem anderen Geschlecht zugeordnet werden.
Androgynie in der Medizin
In der Medizin wurden früher folgende Menschen als androgyn bezeichnet: Sie trugen zwar ein X- und ein Y-Chromosom in sich, wiesen aber weibliche sekundäre Geschlechtsmerkmale und Sexualorgane auf. Das heißt, sie waren ihrer DNA zufolge männlich, hatten aber eine Vagina.
# Hättest Du es gewusst?
Androgynie und Intersexualität sind zwei verschiedene Dinge. Letztere beschreibt ein medizinisches Phänomen, bei dem ein Mensch nicht zweifelsfrei einem binären Geschlecht zuzuordnen ist. Früher wurden inter* Menschen auch Zwitter genannt, das gilt heutzutage allerdings als Beleidigung
6 spannende Facts rund um Androgynie
#1 - Die Gesichtszüge
Hat ein Mann weiche und feminine Gesichtszüge, gilt das als androgyn. Im Gegenzug gilt ein markantes und ausgeprägtes Kinn bei einer Frau als androgyn. Kurz geschorenes Haar bei Frauen sowie langes Haar bei Männern kann ebenfalls zum androgynen Look beitragen. Wenn die Gesichtszüge nicht klar erkennen lassen, ob jemand männlich oder weiblich ist, spricht man von Androgynie.
#2 - Der Kleidungsstil
Androgyne Menschen möchten durch ihre Kleiderwahl oft aus den klassischen, zum Teil eingrenzenden Geschlechternormen ausbrechen. So tragen Frauen lockere, weit fallende Kleidungsstücke, die ihre Figur nicht betonen oder sogar Anzüge, während androgyne Männer gelegentlich zu Röcken oder Kleidern greifen.
#3 - Die körperlichen Merkmale
Auch bestimmte Körperformen werden als androgyn bezeichnet: Dazu zählen vor allem Frauen ohne stark ausgeprägte Rundungen, also mit kleinen Brüste, gerade Taille und schmalen Hüften. Ebenso werden schlanke Männer ohne ausgeprägte Muskulatur und ohne Gesichtsbehaarung als androgyn wahrgenommen.
#4 - Die Sexualität
Ein Mensch, der androgyn ist, muss nicht automatisch homo- oder bisexuell sein. Androgynie ist eher eine Form der Präsentation nach außen und kann in Kombination mit jeder sexuellen Orientierung auftreten. Während einige androgyne Frauen lesbisch oder bisexuell sind, sind genauso viele heterosexuell. Für Männer gilt selbstverständlich das Gleiche.
#5 - Vorurteile
Androgyne Menschen begegnen im Alltag zahlreichen Vorurteilen. Diese betreffen ihre Sexualität, ihr Auftreten und vieles mehr. Die Frage: „Aber was bist Du denn jetzt?“ oder Vorschläge, sich doch mal mehr dem biologischen Geschlecht entsprechend zu präsentieren, kennen die meisten androgynen Menschen zur Genüge. Wichtig ist, sich dadurch nicht verunsichern zu lassen – Du bist wer Du bist und entscheidest selbst, wie Du Dich nach außen präsentierst!
#6 - In der Kindheit
Wir fangen bereits früh damit an, Kinder in die Schubladen Jungen und Mädchen zu stecken, sie entsprechend zu kleiden und bestimmte Verhaltensweisen und Vorlieben von ihnen zu erwarten. Aber: Nur, weil Deine Tochter gerne mit Autos spielt oder Dein Sohn sich gern schminkt, muss sie oder er nicht androgyn oder gar trans sein! Kinder sind einfach neugierig und sollten sich ausprobieren können.
Fun Fact: Auch wenn Dir selbst noch nie eine androgyne Person begegnet sein sollte, hast Du sicher schon mal die ein oder andere prominente Person gesehen, die als androgyn wahrgenommen werden. Die Musiker David Bowie und Boy George sowie Schauspielerin Tilda Swinton und Model Cara Delevingne waren oder sind für ihren (teilweise) androgynen Look bekannt.