Test: Bin ich homosexuell?
Tests zur sexuellen Orientierung unter der Lupe
Im Internet findest Du eine große Auswahl an Tests, die Dir angeblich dabei helfen sollen, Deine sexuelle Orientierung herauszufinden. Sind solche Test wirklich hilfreich? Tests mit Überschriften wie “Bin ich homosexuell?” versprechen, Deine sexuelle Orientierung mit Hilfe weniger Fragen einschätzen zu können. Doch geht das wirklich? Wir verraten Dir, worauf Du bei Tests zur sexuellen Orientierung achten solltest.
Was bedeutete homosexuell?
Homosexuell bedeutet, dass man sich romantisch und sexuell nur vom eigenen Geschlecht angezogen fühlt. Homosexuelle Männer werden dabei als schwul, homosexuelle Frauen als lesbisch bezeichnet. Auch der englische Begriff “gay” hat sich durchgesetzt, um homosexuelle Anziehung zu beschreiben. Die Homosexualität ist eine von zahlreichen sexuellen Orientierungen, die zum LGBTQ-Spektrum zählen. Weitere queere Orientierungen sind die Bisexualität, die Pansexualität und die Asexualität.
Bin ich schwul? Eigene sexuelle Orientierung erkennen
Die eigene sexuelle Orientierung zu erkennen, ist gar nicht so leicht. Vor allem weil es sich dabei um einen Prozess handelt, der sich ein Leben lang verändern kann. Du musst also weder in der Pubertät schon wissen, welches Label zu Dir passt, noch ein Leben lang das gleiche Label für Deine sexuelle Orientierung tragen.
Mit der Pubertät beginnt jedoch meistens die Suche nach einer passenden Bezeichnung für die eigene sexuelle Orientierung. Erste Verliebtheitsgefühle kommen auf – das Gefühl, dass der erste Crush in einem auslöst, vergisst man so schnell nicht. Doch oft mischen sich unter die Schmetterlinge im Bauch auch Unsicherheiten.
Denn unsere Gesellschaft ist heteronormativ geprägt. Das bedeutet, dass uns oft von Klein an vermittelt wird, dass Heterosexualität der Standard ist. Wir sehen Liebesfilme mit heterosexuellen Paaren und lesen Bücher über heterosexuelle Geschichten. Dabei sind queere Beziehungen genau so normal – nur leider oft noch nicht so sichtbar. Gerade diese Tatsache kann zu Verunsicherungen führen, wenn man sich vom eigenen Geschlecht angezogen fühlt.
Aus Unsicherheit trauen sich viele nicht direkt, zu ihren homosexuellen Gefühlen zu stehen. Oder sie fühlen sich nicht nur vom eigenen, sondern auch von anderen Geschlechtern angezogen. Dann ist die Verwirrung oft perfekt. Wobei es auch hierfür Label gibt. Nämlich bisexuell und pansexuell.
Test, ob homosexuell: Warum eigentlich testen?
Gerade wenn man sich noch nicht ganz sicher ist, welche sexuelle Orientierung am besten die eigenen Gefühle beschreibt, ist der Wunsch groß, dass ein Test die Wahrheit ans Licht bringt. Der Test auf Homosexualität soll verraten, ob man denn nun schwul oder lesbisch ist. Diesen Wunsch nach Orientierung und Sicherheit können wir gut verstehen! Leider ist es oft nicht so leicht, wie es uns die Tests suggerieren.
Denn die Tests arbeiten oft mit veralteten Klischees und bedienen sich dem Schubladendenken. Du bist ein Junge und hast schon mal einen Jungen geküsst? Sofort sortieren Dich die meisten Tests in die Kategorie “Homosexuell” ein. Das kann zwar sein, allerdings könntest Du auch bi oder pan sein – oder hetero. Denn auch aus Neugier kann man das eigene Geschlecht küssen, nicht nur, weil man sich sexuell angezogen fühlt.
Doch nicht immer werden Homosexualitäts-Tests freiwillig gemacht, um sich selbst mehr Klarheit zu verschaffen. Hättest Du gewusst, dass selbst Behörden solche Tests in der Vergangenheit angewendet haben? Vor allem Asylbewerber:innen, die ihre Queerness als Fluchtgrund angegeben haben, wurden in der Vergangenheit Tests auf Homosexualität unterzogen. Und das nicht, um ihnen selbst Klarheit über ihre sexuelle Orientierung zu verschaffen, sondern um zu prüfen, ob ihr Asylanspruch rechtens ist.
Doch das geht gar nicht – so das Urteil des Europäischen Gerichtshof. Die Tests auf sexuelle Orientierung schneiden sehr private Bereiche des Sexlebens an. Niemand sollte gezwungen sein, diese Auskünfte preisgeben zu müssen. Tests auf Homosexualität bleiben daher freiwillig!
Kann ein Test Homosexualität wirklich bestätigen?
Kann es nun wirklich so einfach sein? Ein Test auf Homosexualität und schon weißt Du Bescheid? In den meisten Fällen leider nicht. Denn die Tests sind oft laienhaft und haben nichts mit tatsächlicher Wissenschaft zu tun! Daher sind auch die Ergebnisse nicht wirklich aussagekräftig.
Das Problem: Die homosexuellen Tests bedienen sich vor allem Klischees und Stereotype. Jungs, die sich gerne schminken und viele weibliche Freundinnen haben, werden als schwul kategorisiert – dabei hat das eine nichts mit dem anderen zu tun.
Zugleich kann Dir der Test natürlich auch das bestätigen, was Du vielleicht schon längst weißt, aber Dich noch nicht getraut hast, es laut auszusprechen. Nämlich, dass Du nicht heterosexuell bist. Die Testergebnisse können ein guter Anlass sein, um mit Freund:innen und Familie ins Gespräch zu kommen. Du kannst ihnen mitteilen, dass Du gerne über die Testergebnisse sprechen möchtest und es als Gelegenheit für Dein Coming-out nutzen – aber nur, wenn Du Dich dazu bereit fühlst! Du schuldest es niemanden, über Deine sexuelle Orientierung zu sprechen.
Prinzipiell kannst Du Deiner sexuellen Orientierung auch ohne Test auf die Spur zu kommen. Eigentlich musst Du nur darauf achten, ob Du Männer, Frauen oder nicht-binäre Menschen attraktiver und anziehender findest. Wirf einen Blick auf Deine Gedanken und Gefühle, wenn Du Menschen oder Bilder betrachtest. Vielleicht fühlst Du Dich ja zu allen Geschlechtern hingezogen oder Du merkst, dass Du ein Geschlecht den anderen vorziehst.
Test homosexuell: Fragen, die Du Dir stellen kannst
Wie bereits erwähnt, sind nicht alle Fragen in Homosexualitäts-Tests wissenschaftlich begründet. Oft werden Fragen nach Freizeitbeschäftigungen und Vorlieben gestellt, die nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun haben. Wir haben hier jedoch einige Fragen zusammengestellt, mit denen Du Deiner sexuellen Orientierung auf den Grund gehen kannst.
Je mehr solcher Fragen Du mit einem „Ja“ beantworten kannst, desto eher könnte es sein, dass Du homosexuell bist. Allerdings können auch Pan- und Bisexuelle diese Fragen mit „Ja“ beantworten. Du siehst, eine einfache und klare Antwort, auf die Frage: “Bin ich homosexuell?”, können Dir auch noch so gut gestellte Fragen nicht liefern.
Du könntest Dir zunächst auch die Frage stellen: “Bin ich queer?”. Als queer bezeichnet man alle sexuellen Orientierungen, die nicht heterosexuell sind und zur LGBTQ-Community zählen. Kannst Du diese Frage mit „Ja“ beantworten, kannst Du Dich immer noch auf die Suche nach einem geeigneten Label machen.
# Gut zu wissen
Die Art sich zu kleiden oder auch Freizeitbeschäftigungen sagen nichts über die sexuelle Orientierung aus. Veraltete Klischees wollen uns weiß machen, dass es hier einen Zusammenhang gibt, doch das stimmt nicht!
Braucht es Label für sexuelle Orientierungen überhaupt?
Am Ende bleibt noch die Frage, ob es überhaupt wichtig ist zu wissen, ob man homosexuell, bisexuell, heterosexuell oder etwas ganz anderes ist. Braucht es die Label überhaupt? Vielen Menschen gibt es Sicherheit, ihre sexuelle Orientierung benennen zu können. So fällt es leichter, Communities mit Gleichgesinnten zu finden und sich über Erfahrungen auszutauschen. Denn oft sind einzelne Gruppen von ähnlichen Herausforderungen und Diskriminierung betroffen – hier kann der Austausch auf jeden Fall weiterhelfen!
Andere wiederum sagen, dass es die Label überhaupt nicht braucht. Liebe und Anziehung ist sowieso in jedem Fall individuell – ist es da nicht fast schon egal, welches Geschlecht die Beteiligten haben? In dieser Logik wäre die Frage “Bin ich homosexuell?” schon fast unwichtig. Viel wichtiger wäre es sich zu fragen, ob man sich von einer bestimmten Person angezogen fühlt und ob man sich mit dieser Person mehr vorstellen kann.
Fazit: Nur Du entscheidest über Deine sexuelle Orientierung
Test auf Homosexualität hin oder her – letztendlich entscheidest nur Du selbst, wie Du Deine sexuelle Orientierung bezeichnen möchtest. Wir haben Dir nun ein paar Informationen und Fragen an die Hand gegeben, mit der Du Deine Anziehung zum eigenen Geschlecht reflektieren kannst. Doch am Ende kann die Frage: “Bin ich schwul?”, nur von Dir selbst beantwortet werden. Dabei ist es auch total egal, ob Du tatsächlich schon Erfahrung mit dem eigenen Geschlecht gesammelt hast oder ob Du Dich nur in Deiner Fantasie auslebst. Wir halten fest: Du bist homosexuell, wenn Du Dich selbst so bezeichnen möchtest!