Lesbisch
Wenn Frauen Frauen begehren
Lesbische Frauen begehren sexuell und romantisch nur andere Frauen. An Männern haben sie kein Interesse. So weit, so klar. Doch woher kommt der Begriff lesbisch eigentlich? Und welche Herausforderungen bringt das lesbisch Sein im Alltag mit sich? Von einer kurzen Geschichtslektion bis hin zu praktischen Tipps fürs lesbische Dating liest Du in diesem Artikel alles rund ums lesbisch Sein.
Lesbisch: Was bedeutet das?
„Lesbisch“ ist die Bezeichnung für eine sexuelle Orientierung. Dabei handelt es sich um Frauen, die sich sexuell und/oder romantisch nur von anderen Frauen angezogen fühlen. Dabei sind natürlich nicht nur cis Frauen gemeint, sondern auch trans* Frauen. Ob sich Lesben auch von nicht-binären und intergeschlechtlichen Personen angezogen fühlen, kann man nicht verallgemeinern.
Manche Lesben machen ihre Anziehung an den Genitalien fest, daten also nur Menschen, die Vulva und Vagina haben. Anderen wiederrum ist eher das äußere Erscheinungsbild wichtiger, also ob sich eine Person eher weiblich präsentiert oder nicht – unabhängig davon, was zwischen ihren Beinen ist. Wie bei allen anderen sexuellen Orientierungen gilt, dass es sich bei der lesbischen Orientierung auch um ein Spektrum handelt. Wenn Du also wissen möchtest, wie genau eine Person ihr lesbisch Sein für sich definiert, hilft nur eins: Fragen!
Genau so wie schwule Männer zählen lesbische Frauen unter die Kategorie „homosexuell“. Dabei handelt es sich um eine monosexuelle Orientierung. Das beutet, dass man sich nur von einem Geschlecht sexuell und/oder emotional angezogen fühlt. Im Fall von lesbischen Frauen bezieht sich die Anziehung auf andere weiblich gelesene Personen.
# Gut zu wissen
Nur anhand der Tatsache, dass eine Frau eine andere Frau datet, kannst Du nicht festmachen, dass sie lesbisch ist. Sie könnte genau so gut auch bisexuell, pansexuell oder omnisexuell sein. Aktuelle Beziehungen sind immer nur eine Momentaufnahme und nicht geeignet, um die sexuelle Orientierung einer Person zu erkennen. Nur wenn dir eine Frau sagt, dass sie lesbisch ist, kannst Du es mit Sicherheit wissen.
Begriffsursprung „lesbisch“ erklärt
Der Begriff „lesbisch“ geht auf die griechische Insel Lesbos zurück, auf der die antike Dichterin Sappho (6. Jh. v. Chr.) unter anderem Gedichte über die Liebe zwischen Frauen schrieb. Im Englischen wird in Anlehnung an ihren Namen die Anziehung zwischen zwei Frauen übrigens auch als „sapphic“ bezeichnet.
Lesben gibt es also nicht erst seit Kurzen, sondern schon so lange, wie es kulturelle Aufzeichnungen gibt – und vermutlich auch darüber hinaus! Dennoch bleiben Frauen, die Frauen begehren, oft unsichtbarer als homosexuelle Männer. Das liegt vermutlich auch daran, dass Frauen oft abgesprochen wird, eine starke Libido zu haben und weibliche Sexualität daher oft stigmatisiert und übersehen wird.
In der Zeit, in der Homosexualität strafbar war, hatte das Übersehenwerden für lesbische Frauen zwar auch einen Vorteil, da sie nicht im Fokus der Strafverfolgung standen. Heutzutage müssen Homosexuelle in den meisten Ländern zum Glück nicht mehr mit einer Strafverfolgung rechnen – Zeit also, die vielfältigen Begehrensweisen in den Fokus zu rücken und niemanden mehr zu übersehen!
Bin ich lesbisch? So erkennst Du es!
Du hattest schon immer einen besonders engen Draht zu bestimmten Freundinnen, knutschst auf Partys gerne mit ihnen rum und denkst vielleicht auch mal beim Masturbieren an sie? Klar, dass Du dir dann möglicherweise die Frage stellst: „Bin ich homosexuell?“
Auf diese Frage können wir Dir leider keine einfache Antwort geben. Es ist nämlich so, dass nur Du selbst Deine sexuelle Orientierung benennen kannst. Trotzdem können wir Dir einige Fragen an die Hand geben, mit der Du Deine sexuelle Orientierung reflektieren kannst, wenn Du Dir die Frage stellst: „**Bin ich lesbisch?**“
Beantwortest Du viele dieser Fragen mit „Ja“, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass Du lesbisch bist. Allerdings würden sicherlich auch viele Bisexuelle und Pansexuelle die meisten Fragen mit „Ja!“ beantworten. Hier wird es kompliziert!
Wenn für Dich klar ist, dass Du sexuell und romantisch nur an Frauen interessiert bist, dann kannst Du Dir das Label „lesbisch“ geben. Hattest Du ähnliche Gefühle aber auch schon mal zu Jungs beziehungsweise Männer, könnte die Bezeichnungen bi oder pan besser zu Dir passen.
# Gut zu wissen
Das passende Label für die eigene sexuelle Orientierung zu finden, ist gar nicht leicht und teilweise sogar ein lebenslanger Prozess. Mach Dir also keinen Druck, dass Du sofort wissen musst, ob Du lesbisch bist, oder nicht. Oft reicht auch schon die Erkenntnis, dass man nicht heterosexuell ist – also sich nicht nur von Männern angezogen fühlt. Wenn Du magst, kannst Du Dich dann auch einfach als „queer“ bezeichnen.
Lesbisches Outing: So gehst Du’s an
Dass Du lesbisch bist, ist für Dich ganz klar – aber wie sagst Du es nun Deinen Freund:innen und Deiner Familie? Gleich vorweg: Du schuldest niemanden, mit anderen Personen über Deine sexuelle Orientierung zu sprechen! Wenn Du allerdings von Dir aus mit andern Menschen über Dein lesbisch Sein sprechen möchtest, ist das natürlich etwas anderes.
Coming-Out und Outing: Was ist was?
Anderen Menschen die eigene nicht-heterosexuelle Orientierung zu offenbaren wird als Coming-Out bezeichnet. Manchmal wird das Wort Outing hierfür Synonym verwendet. Manchmal bezeichnet man als Outing aber auch die unfreiwillige Offenbarung der eigenen Sexualität durch andere.
Lesbisches Coming-Out: Vertrauensperson finden
So viel zu den Begriffen. Doch wie funktioniert nun das lesbische Coming-Out? Überlege Dir am besten zuerst, welche Person aus Deinem Umfeld Du zuerst ins Vertrauen ziehen möchtest. Oft ergibt es Sinn, sich nicht direkt im großen Familien- oder Freundeskreis zu outen, sondern erst einmal mit vertrauensvollen Personen zu „üben“, die einem im Zweifel dann auch bei schwierigeren Outing-Schritten zur Seite stehen können.
Gibt es andere queere Menschen in Deinem Umfeld? Oder zumindest Menschen, die offen und positiv über Homosexualität sprechen? Dann könnten sie eine gute Wahl sein, um sich ihnen anzuvertrauen. Gerade beim ersten Outing als lesbisch tut es gut, wenn man sich nicht noch erklären und rechtfertigen muss, sondern einfach nur mit Menschen spricht, die sich für einen freuen.
Wie mit negativen Reaktionen auf Coming-Out umgehen?
Was tun, wenn andere negativ auf Dein Outing als lesbisch reagieren? Das ist immer eine schwierige und auch traurige Situation. Du hattest Dir gehofft, dass sich andere mit Dir mitfreuen und erfährst nun Ablehnung. Behalte im Kopf, dass Deine sexuelle Orientierung genau so valide ist wie alle anderen auch und Menschen, die Dich deshalb ablehnen, mehr über ihre eigene Ignoranz und Engstirnigkeit verraten, als über Dich.
Wenn Du die Kraft hierfür hast, kannst Du versuchen, ins Gespräch zu gehen und zu erklären, warum Dir die Akzeptanz Deiner sexuellen Orientierung wichtig ist. Wenn Du das gerade nicht kannst, ist das auch total nachvollziehbar!
Suche Dir dann am besten Gleichgesinnte, um mit der schwierigen Situation nicht allein zu sein. In größeren Städten gibt es beispielsweise queere Stammtische, bei denen Du Dich mit anderen über Dein lesbisches Coming-Out austauschen kannst.
Falls Du nicht in einer Stadt wohnst, kannst Du vor allem auch das Internet nutzen, um andere queere Menschen kennenzulernen. Es gibt viele Plattformen und Foren, in welchen Du Dich Outing-Prozesse und damit verbundene Herausforderungen austauschen kannst!
Lesbisches Dating: Wie kann man Frauen kennenlernen?
Du bist lesbisch und weißt nicht genau, wie Du Frauen kennenlernen sollst? Mit dieser Unsicherheit bist Du nicht allein. Von Klein auf hören wir Sätze, wie: „Der Mann sollte den ersten Schritt machen!“ – doch was, wenn es gar keinen Mann gibt (und der Satz sowieso auch beim heterosexuellen Dating veraltet ist)?
Wie lernt man andere lesbische Frauen kennen? Wie funktioniert das Dating? Das hängt vor allem damit zusammen, wie groß und queer-freundlich die Stadt ist, in der Du lebst. Große Städte bieten zahlreiche LGBTQ-Partys, lesbisches Speed-Dating oder queere Stammtische an. Alles Orte, an denen Du potenzielle Partner:innen kennenlernen könntest.
Kleinere und konservativere Städte haben oft leider nicht so ein buntes Programm im Angebot. Natürlich kannst Du auch bei normalen Partys andere queere Frauen kennenlernen. Wenn Du Dir unsicher bist, ob Dein Gegenüber auch auf Dich steht, hilft oft schon die Frage: „Stehst Du eigentlich auch auf Frauen?“, um das Eis zu brechen und Gewissheit zu haben.
Falls das nichts für Dich ist, könntest Du Dich auch bei Dating-Apps anmelden. Hier kann man ganz klar angeben, was die eigene sexuelle Orientierung ist und wonach man sucht – das kann das lesbische Dating erheblich vereinfachen.
Welche App dabei die beste für lesbisches Dating ist, ist ebenfalls abhängig davon, wo Du wohnst. Probiere am besten einfach verschiedene (queere) Dating-Apps aus, bist Du Deinen Favoriten gefunden hast.
Lesbischer Sex: So funktioniert Sex mit zwei Frauen
Du fragst Dich: Wie schlafen Frauen miteinander? Beziehungsweise wie geht es weiter, wenn man nach einem erfolgreichen Date miteinander im Bett landet? Wir verraten Dir alles, was Du zum lesbischen Sex wissen musst!
Die gute Nachricht ist: Für erfüllenden Sex und einen Orgasmus braucht es keinen Penis. Die Klitoris, die das Lustorgan der Frau ist, lässt sich auch auf zahlreiche andere weisen verwöhnen. So kannst Du zum Beispiel mit Deinen Händen beim Fingern oder mit Deiner Zunge beim Lecken die Klitoris stimulieren.
Doch natürlich geht es beim lesbischen Sex nicht nur um die Klitoris. Ihr könnt den ganzen Körper miteinbeziehen, Euch mit einer erotischen Massage verwöhnen oder den Brüsten und den Nippeln besondere Aufmerksamkeit schenken. Die erogenen Zonen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, daher könnt Ihr zusammen ausprobieren, was Euch besonders anmacht.
Besonders aufregend ist auch lesbischer Sex mit Sexspielzeug. Egal ob Vibrator, Dildo oder Analtoys – die Sextoys ermöglichen Euch beim Sex ganz neue Möglichkeiten. Viele Lesben schwören dabei auch auf Strap-Ons, das sind Dildos oder Vibratoren, die mit einem Geschirr um die Hüfte befestigt werden und so penetrativen Sex ermöglichen, bei dem man die Hände frei hat.
Und was hat es eigentlich mit der lesbischen Schere auf sich? Ist das nur eine Pornofantasie oder wirklich hot? Fakt ist, dass Pornos oft eine übertriebene Darstellung vom lesbischen Sex zeigen. Und dennoch kann die Schere (auch als Tribadie bekannt) auch in der Realität für heiße Momente sorgen. Denn dabei werden die Vulven aneinander gerieben – auch hierbei wird die Klitoris stimuliert. Das ganze kann man beispielsweise auch mit dem Tragen eines Doppeldildos kombinieren, um das Lustfeuerwerk noch weiter anzufachen.
Lust auf mehr: Weitere tolle lesbische Sexstellungen findest Du hier!
# Lesbische Kinks
Beim Sex zwischen zwei Frauen muss es nicht immer sanft, zärtlich und vanilla zugehen. Auch Lesben bedienen sich gerne an Spielarten aus dem BDSM Bereich und bauen Dominanz und Submission in ihren Sex mit ein. Genau so wie bei heterosexuellen Paaren, sind bei homosexuellen Paaren ganz unterschiedliche Vorlieben und Fetische zu finden!
Lesben und Monogamie: Mythen rund ums lesbisch Sein
Einen Mythos rund ums lesbisch Sein haben wir Dir gerade schon vorgestellt: Lesben haben nur zärtlichen Vanilla-Sex. Das ist natürlich Quatsch, denn die sexuelle Orientierung sagt nichts über die Sexpraktiken aus, die einen so richtig anheizen. Genau so wie nicht alle schwule Männer Analsex mögen, stehen nicht alle lesbischen Frauen auf die Schere oder auf Slow-Sex. Sex ist zum Glück vielfältig und eine ganz individuelle Sache.
Ein weiterer lesbischer Mythos besagt, dass sich alle Lesben nach einer monogamen Beziehung sehnen, bereits beim dritten Date zusammenziehen und eine Regenbogenfamilie gründen. Überlegt man, dass es über schwule Männer wiederum das Stereotyp gibt, dass sie nur Casual Sex wollen und wenn dann offene Beziehungen führen wird klar, dass sich hier vor allem veraltete Geschlechterklischees zeigen. Natürlich ist es total legitim lesbisch zu sein und monogam zu leben. Aber genauso gibt es auch Lesben in einer offenen Beziehung oder lesbische Frauen, die Polyamorie leben.
Leider hört man auch immer noch oft den Satz: „Sie ist nur lesbisch, weil sie noch nicht den richtigen Mann gefunden hat!“. Als wäre das lesbisch Sein nur eine Phase. Auch hier wollen wir einräumen, dass es durchaus vorkommt, dass Frauen lange Zeit lesbisch Leben und sich dann in einen Mann verlieben und sich als bisexuell outen. Aber deshalb pauschal davon auszugehen, dass alle Lesben früher oder später auf Männer stehen, ist einfach homofeindlich und falsch. Und wenn eine Frau sagt, dass sie nicht auf Männer steht, dann gibt es nur eine angemessene Reaktion: Ihr glauben!
Lesbische Pride Flagge in Rosa- und Orangetönen
In der LGBTQ Community haben sich bunte Flaggen mit Symbolcharakter durchgesetzt. Dabei hat jede Untergruppe der queeren Community eine eigenen Flagge. Sie wird – nicht nur im Pride Month - geschwenkt, um den Stolz auf die eigene sexuelle Orientierung auszudrücken und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Eine lesbische Pride Flagge darf dabei natürlich auch nicht fehlen!
Die Flagge, die von Emily Gwen designt wurde, hat sieben gleichgroße, horizontale Streifen in verschiedenen Rot, Orange- und Pinktönen. Der mittlere Streifen ist weiß. Die Flagge ist inklusiv gestaltet und soll gezielt alle Lesben miteinbeziehen, auch trans* Lesben, nichtbinäre Lesben und Lesben, die nicht sie/ihr-Pronomen verwenden.
Beginnend bei dem roten Streifen nach unten stehen die Farben für: Gendernonkonformität, Unabhängigkeit, Community, besondere Beziehung zu Weiblichkeit, Klarheit und Frieden, Liebe und Sex, und Femininität. Wenn Du die Flagge mit nur 5 Balken siehst, handelt es sich hierbei lediglich um die alte beziehungsweise vereinfachte Darstellung der neuen lesbischen Pride Flagge. Die Bedeutung bleibt jedoch die gleiche.
Berühmte lesbische Frauen
Öffentliche Repräsentation ist wichtig, um die Vielfalt an sexuellen Orientierungen zu normalisieren und ein Signal für andere zu senden, dass sie nicht allein sind. Dabei outen sich auch immer mehr Stars und berühmte Frauen als lesbisch.
Sogenannte „Celesbians“ sind Berühmtheiten der lesbischen Welt. Sie stehen öffentlich zu ihrer lesbischen Identität und zeigen sich mit ihren Partner:innen – ganz ohne Scham! Berühmte Frauen, die Frauen daten, sind:
Dabei ist übrigens nicht bei allen Celesbians wirklich eindeutig klar, ob sie sich selbst auch als lesbisch bezeichnen würden, oder ob die Wörter queer, bisexuell oder pansexuell nicht teilweise besser passen würden. Viele lesbische Stars haben früher auch Männer gedatet. Daher solltest Du immer darauf achten, Quellen zu suchen, bei denen sich die Stars selbst als lesbisch bezeichnen, bevor Du ihnen von außen das Label auferlegst!
Fazit: Live, Love, Lesbian
Wie Du siehst, ist das lesbisch Sein so facettenreich wie eine Discokugel, die im Sonnenschein glitzert. Es gibt weder „die eine Art“ eine Lesbe zu sein, noch Regeln an die man sich halten muss, um eine „echte Lesbe“ zu sein. Wichtig ist nur, dass Du Dich selbst mit dem Label lesbisch wohlfühlst!
Und egal ob Du gerade vor Deinem lesbischen Outing stehst, Dein erstes Date mit einer Frau ansteht oder Du schon viel Erfahrung im lesbischen Sex hast: Jeder Schritt Deiner Reise zu Deinem lesbischen Selbst ist wichtig! Lasse Dich nicht von anderen hetzen und höre vor allem auf Dein Herz. Dann steht Deinem lesbischen Liebesglück hoffentlich nichts mehr im Wege!