Wie entsteht ein Orgasmus?
So kommt der große „Ohh“ zustande!
Er dauert nur wenige Sekunden und kann uns in dieser Zeit trotzdem gründlich durcheinanderwirbeln: Der Orgasmus. Die sexuelle Erregung wird ins Unermessliche gesteigert und entlädt sich irgendwann in einem Höhepunkt. Aber warum eigentlich? Was genau läuft im Gehirn ab, wenn wir zum Höhepunkt kommen und welche Mechanismen stecken hinter diesem kurzen Moment, der uns Befriedigung beschert? Wir geben Dir spannende Einblicke in dieses Thema.
Der Orgasmus – bei Frau und Mann läuft es anders ab!
Unterscheiden sich der männliche und weibliche Orgasmus eigentlich? Rein äußerlich: Ja. Während Männer zum Samenerguss kommen, erleben Frauen den Höhepunkt (meist) ohne Ejakulation. Eine Ausnahme sind Frauen, bei denen es zum Squirting kommt.
Die Voraussetzung, dass es überhaupt zum Höhepunkt kommt, ist sexuelle Erregung, aber auch hier gibt es wieder Ausnahmen. Männer können im Schlaf ejakulieren, ohne dabei überhaupt sexuelle Fantasien oder Träume zu haben. Nicht klar erforscht ist, ob im Rahmen dieser sogenannten Pollution auch das Gefühl des Orgasmus im Schlaf erlebt wird.
Der Orgasmus selbst ist eine Entladung Deiner Nerven und Muskeln, die durch permanente Stimulation ausgelöst wird. Du kannst es Dir vorstellen wie einen Reflex. Wenn Du beim Neurologen Deine Reflexe testen lässt, schlägt Dir der:die Arzt:Ärztin mit einem kleinen Hammer auf bestimmte Triggerpunkte. Dein Bein oder Arm bewegen sich dann reflexartig. Beim Orgasmus ist es ganz ähnlich: Durch die gezielte Stimulation eines Triggerpunkts, wie zum Beispiel Deiner Klitoris, wird der Reflex in Form eines Höhepunkts ausgelöst.
Warum aber funktioniert es dann nicht immer mit dem Orgasmus? Umfragen von Sexualforscher:innen haben gezeigt, dass nur ca. ein Drittel aller Frauen regelmäßig beim Sex zum Höhepunkt kommen. Woran liegt es, dass der Reflex nicht immer ausgelöst wird? Dafür gibt es ganz unterschiedliche körperliche und seelische Ursachen. Um den Reflex des Höhepunkts auszulösen, braucht es nämlich oft nicht nur mechanische Stimulation, auch der Kopf spielt eine wichtige Rolle.
Wie entsteht ein Orgasmus bei Männern?
Kommt der Mann zum Orgasmus, ziehen sich Samenblase, Prostata, Samenleiter und Beckenbodenmuskulatur zusammen. Das Sperma wird durch den Harnleiter gepresst, auch die Peniswurzel beginnt, sich zusammenzuziehen.
Diese Bewegungen sind entscheidend dafür, dass das Sperma seinen Weg im schnellen Tempo nach draußen findet. Die Hormonausschüttung im Gehirn ist beim Mann allerdings ähnlich stark vorhanden wie bei einer Frau.
Besonders ist allerdings, dass Männer im Schnitt nicht nur schneller, sondern oft auch leichter zum Höhepunkt kommen – trotzdem gibt es durchaus Männer, bei denen Orgasmusprobleme vorkommen.
Wie entsteht ein Orgasmus bei Frauen?
Der weibliche Orgasmus kann auf verschiedene Arten ausgelöst werden. Man unterscheidet bei den Orgasmus Arten zwischen klitoralen und vaginalen Orgasmen, wobei letztere laut Sexualforscher:innen ebenfalls klitorale Orgasmen sind – der Unterschied ist nur, dass die Klitoris dabei von einer anderen Seite stimuliert wird. So gravierend ist der Unterschied zwischen vaginalem und klitoralem Orgasmus also gar nicht.
Die Klitorisstimulation gilt als sicherste Methode, um bei einer Frau den Höhepunkt auszulösen. Hier befinden sich tausende Nervenenden, die bei Stimulation die orgiastische Entladung auslösen.
Der vaginale Orgasmus kommt seltener vor, denn die Scheidenwände selbst enthalten keine Nervenenden. Penetration durch den Penis wird daher von mehr als zwei Dritteln aller Frauen nicht als ausreichend empfunden, um einen Höhepunkt auszulösen.
Mittlerweile ist bekannt, dass die Klitoris weit tiefer in die Scheide hineinreicht als zuvor angenommen. Wenn also bei Frauen tatsächlich ein vaginaler Orgasmus ausgelöst wird, ist auch die Klitoris dafür verantwortlich.
Bevor es zum Höhepunkt kommt, werden sondert die Vagina Sekrete ab und der gesamte Intimbereich schwillt an. Die starke Durchblutung sorgt dafür, dass Berührungen stärker wahrgenommen werden. Beim Höhepunkt selbst kommt es zu Kontraktionen im Bereich des Beckenbodens und der Gebärmutter, die Muskulatur des Bauchs und der Oberschenkel spannen sich an und entspannen dann schlagartig.
Wie entsteht ein Orgasmus im menschlichen Gehirn?
Viele Jahre lang gingen Forschende davon aus, dass das Gehirn am Orgasmus nicht oder nur wenig beteiligt ist. Stattdessen nahm man an, dass die Hirnfunktionen weitgehend deaktiviert werden, und stattdessen rein mechanische Reize das Gefühl des Höhepunkts auslösen. Mittlerweile weiß die Wissenschaft aber, dass während des Höhepunkts eine ganze Menge im Gehirn passiert und dadurch eine Form von Rausch ausgelöst wird.
Der Hypothalamus (sozusagen die Steuerzentrale unseres Gehirns) schüttet Dopamin aus, ein Botenstoff, der zu einem überwältigenden Glücksgefühl führt. Darüber hinaus wird Oxytocin ausgeschüttet, das Kuschelhormon, das zu einem verstärkten Gefühl der Verliebtheit und der Nähe führt. Nach dem Höhepunkt wird das Gehirn von Endorphinen überschwemmt, ein ähnlicher Zustand, der sich auch nach sportlichen Höchstleistungen zeigt.
Das Zusammenspiel von Körper und Gehirn ist daher unerlässlich, um den Orgasmus auszulösen. Die Beteiligung des Gehirns zeigt sich schon daran, dass bei seelischem Ungleichgewicht, bei mangelnder Entspannung oder bei Sorgen der Orgasmus ausbleiben kann. Deswegen: Nehmt Euch ausreichend Zeit für das Vorspiel und bringt Euch richtig in Stimmung – dann seid Ihr auf einem guten Weg in Richtung Orgasmus.