Free Bleeding
Wie die freie Menstruation funktioniert
Freiheit für das Blut! Der Begriff „Free Bleeding“ steht für eine natürliche, freie Art des Menstruierens. Nun, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Beim freien Bluten geht es darum, den eigenen Körper und den körpereigenen Blutungsrhythmus während der Periode zu kennen. Doch wie funktioniert Free Bleeding genau und welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich?
Was ist Free Bleeding?
Freies Bluten? Klingt erstmal nicht so attraktiv, oder? Free Bleeding (auf Deutsch “freie Menstruation) bezeichnet die bewusste Entscheidung, während der Menstruation auf Hygieneprodukte wie Tampons, Binden oder Menstruationstassen zu verzichten. Eine Person, die Free Bleeding praktiziert, lässt das Periodenblut kontrolliert beim Toilettengang ab. Diese Methode verfolgt oft mehrere Ziele, etwa nachhaltiger zu leben, den eigenen Körper besser zu verstehen und gesellschaftliche Tabus rund um die Menstruation aufzubrechen.
Wie funktioniert Free Bleeding?
Periodenblut kontrolliert ablassen – wie soll das denn bitte gehen? Free Bleeding basiert auf der Fähigkeit, die Beckenbodenmuskulatur aktiv zu steuern. Durch bewusstes Spüren und Aktivieren dieser Muskeln kannst Du das Menstruationsblut gesammelt und gezielt ablassen, ähnlich wie beim Zurückhalten von Urin. Die Methode erfordert viel Geduld, Übung und ein gutes Körpergefühl. Viele Praktizierende nutzen Free Bleeding zu Hause oder an Orten, wo sie sich sicher und entspannt fühlen, bevor sie es auch im Alltag anwenden.
Was passiert beim Free Bleeding im Körper?
Während der Periode fließt das Blut nicht ununterbrochen. Stattdessen sammelt es sich in der Gebärmutter, die durch den Muttermund „abgedichtet“ ist. Sobald sich eine gewisse Menge angesammelt hat, übt der Druck auf den Muttermund einen leichten Reiz aus, und das Blut fließt in kleinen Schüben durch die Vagina nach draußen. Komplett zurückhalten lässt es sich nicht.
Mit etwas Übung kannst Du aber eben lernen, das Blut gezielt auf der Toilette abfließen zu lassen. Dieses bewusste Ableiten des Blutes, bekannt als Free Bleeding, erfordert ein gutes Gespür für Deinen Körper. Es geht darum, den Moment zu erkennen, in dem Dein Körper das Blut abstoßen möchte, und darauf zu reagieren.
# Schon gewusst?
Bei einer normalen Regelblutung verlierst Du als Frau knapp 60 bis 80 Milliliter an Blut. Umgerechnet sind das rund 6 Esslöffel an Menstruationsflüssigkeit.
Free Bleeding: die Vor- und Nachteile
Wie fast alles im Leben bringt auch die freie Menstruation Vor- und Nachteile mit sich. Die wichtigsten findest Du hier:
Vorteile des freien Blutens
Nachteile von Free Bleeding
Free Bleeding lernen: eine Anleitung
Das Konzept überzeugt Dich, aber Du hast keine Ahnung, wie Du vorgehen sollst? Dann lies weiter.
Das richtige Timing
Am besten beginnst Du mit Deinen ersten Free-Bleeding-Versuchen an Tagen mit leichterer Blutung. So kannst Du Dich langsam an das neue Körpergefühl gewöhnen. Wenn Du Deinen Zyklus gut kennst, weißt Du ja schon ungefähr, wann das sein wird, und kannst Dich darauf einstellen. Besonders geeignet sind ruhigere Tage zu Hause, an denen Du entspannt ausprobieren kannst.
Wichtig ist in jedem Fall, dass eine Toilette in der Nähe ist. Willst Du schon vom Anfang der Periode an frei bluten und hast eine stärkere Blutung, solltest Du präventiv alle 10 bis 20 Minuten das WC aufsuchen.
Auf den Körper hören
Das wichtigste Element bei der freien Menstruation ist ein gutes Gespür für Deinen Körper. Nimm Dir Zeit, die Signale Deines Körpers zu deuten und darauf zu reagieren. Mit etwas Übung erkennst Du, wann es Zeit ist, die Toilette aufzusuchen.
Periodenblut zurückhalten
Der Clou am freien Bluten ist, dass es Dir gelingt, Dein Periodenblut für einen kurzen Zeitraum zurückzuhalten. Das schaffst Du – bis zu einem gewissen Maße – durch die bewusste Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur. Im Vergleich zu Urin fließt Menstruationsblut allerdings langsamer und nicht immer spürst Du, was da unten gerade passiert. Du kannst und sollst die Blutung ohnehin nicht komplett stoppen, sondern Du versuchst nur, das Austreten des Blutes bewusst zu steuern. Ein regelmäßiges Training der Beckenbodenmuskulatur unterstützt diese Fähigkeit und macht Free Bleeding alltagstauglicher.
Periodenblut ablassen
Sobald Du spürst, dass das Blut Richtung Ausgang fließen will, ab auf die Toilette! Manche spüren ein leichtes Ziehen im Unterleib, andere eher wenig. Falls Du Dir unsicher bist, geh einfach vorsorglich ins Badezimmer. Setz Dich bequem hin, kipp Dein Becken leicht nach hinten und übe sanften Druck aus – ähnlich wie beim großen Geschäft. Deine Bauchmuskeln kannst Du dabei ein wenig anspannen.
Tipp: Ein kleiner Hocker, auf dem Du Deine Füße abstützt, oder das Sitzen in der Hocke können den Druck auf die Gebärmutter erhöhen und den Prozess erleichtern. Lass dann das Blut fließen, bis nichts mehr kommt – und fertig!
Die Ausstattung
Waschbare Periodenunterwäsche oder dunkle Kleidung können eine gute Unterstützung sein. Sie helfen, kleine Unfälle abzufangen, vor allem in der Anfangszeit. Für die Tage mit schwererer Blutung hältst Du einfach zusätzlich eine Menstruationstasse bereit – damit wirst Du zumindest Deinem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht.
Freie Menstruation klappt nicht – was jetzt?
Falls Du feststellst, dass Free Bleeding für Dich nicht funktioniert oder Du Dich dabei unwohl fühlst, gibt es zahlreiche Alternativen:
Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile – wähle, was zu Deinem Lebensstil und Deinen Bedürfnissen passt.
Fazit: Free Bleeding ist erlernbar
Free Bleeding ist eine nachhaltige Methode, Deine Menstruation zu erleben. Sie bietet eine bewusste Alternative zu herkömmlichen Hygieneprodukten, erfordert allerdings Geduld, Übung und ein starkes Körperbewusstsein. Tu das, was sich für Dich richtig und gut anfühlt. Für alle, bei denen die freie Menstruation nicht funktioniert, gibt es zahlreiche Alternativen, die Sicherheit und Komfort bieten.