Endometriose
Schmerzhafte Wucherungen im Unterleib
Krämpfe, Schmerzen beim Sex, Fruchtbarkeitsprobleme: Endometriose ist eine heimtückische Krankheit. Man sieht sie niemandem an, aber für die betroffenen Frauen kann sie zu einer wahren Tortur werden – mit weitreichenden Folgen für die Partnerschaft, den Alltag und die Familienplanung. Doch es gibt Wege, die Symptome zu lindern – von Medikamenten bis zu Operationen, und auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter breitmacht. Die gute Nachricht: Es handelt sich um gutartige Veränderungen, d. h. Endometriose verursacht in der Regel keinen Krebs. Diese wandernden Gewebeherde haben jedoch ihren ganz eigenen Zyklus und allerhand Beschwerden wie Schmerzen und Entzündungen im Gepäck. Das abgelöste Gewebe kann nicht wie bei der normalen Menstruation abfließen, bleibt also als ungebetener Dauergast im Bauchraum. Die Folge: Verwachsungen, Zysten und Narben, die im Körper so einiges durcheinanderbringen können.
Wie sieht Endometriose aus?
Die Veränderungen können im gesamten Unterleib auftreten. Die häufigsten Gesichter dieser Krankheit sind:
Bauchfell-Endometriose
Hier finden sich kleine Herde auf dem Bauchfell im Becken, die aussehen wie kleine, dunkle Muttermale.
Schokoladenzysten (Endometriome)
An den Eierstöcken entstehen manchmal sogenannte Schokoladenzysten – diese sind mit einer dunklen, schokoladenähnlichen Flüssigkeit gefüllt.
Tiefinfiltrierende Endometriose
Diese Form ist besonders eindringlich. Sie wuchert tief ins Gewebe hinein und macht sich in den Gebärmutterbändern, im Darm oder sogar in der Blase breit. Die Herde können als Knoten auftreten, die richtig fest mit dem Gewebe verwachsen.
Adenomyose
Bei dieser Variante sitzt das Endometriose-Gewebe direkt in der Muskelwand der Gebärmutter und verdickt sie, was oft zu heftigen Schmerzen führt.
So viele Frauen sind von Endometriose betroffen
Kennst Du jemanden mit Endometriose? Die Krankheit zählt zu den unsichtbaren Erkrankungen – dabei ist sie gar nicht so selten. Etwa 10 % der Frauen im gebärfähigen Alter sind weltweit betroffen. Und die Dunkelziffer ist hoch: Man schätzt, dass bis zu 50 % der Frauen mit starken Menstruationsschmerzen Endometriose haben könnten. Viele bleiben undiagnostiziert, weil die Symptome so vielfältig wie unspezifisch sein können.
Symptome von Endometriose
Die Anzeichen von Endometriose lesen sich wie ein Best-of der Dinge, auf die man gut verzichten könnte: Von zyklusabhängigen Schmerzen, die im Beckenbereich stechen und ziehen, bis hin Verdauungsbeschwerden ist alles dabei.
Zu den häufigsten Symptomen von Endometriose zählen:
Die Intensität der Endometriose-Symptome ist wie ein Würfelspiel – manche kommen mit milden Beschwerden davon, während andere mit heftigen Schmerzen zu tun haben, die den Alltag ganz schön ausbremsen. Wie stark die Symptome sind, hängt davon ab, wo sich die Herde eingenistet haben – sei es an den Eierstöcken, den Eileitern oder am Darm.
# Das solltest Du wissen
In der Medizin und Forschung wird das Thema Frauengesundheit leider oft vernachlässigt – so ist auch die Versorgung von Endometriose-Patientinnen in Deutschland derzeit nicht optimal. Deshalb setzen sich Aktivist:innen wie die Gruppe EndEndoSilence für mehr Awareness (damit niemand mehr sagen kann: „Endometriose, was ist das?“) und eine bessere Versorgung von Betroffenen ein, um behandelbares Leiden zu beenden.
Ursachen von Endometriose
Warum Endometriose überhaupt entsteht, wird seit Jahrzehnten erforscht und bleibt dennoch ein Rätsel für die Wissenschaft. Vermutet wird, dass eine Kombination aus genetischen, hormonellen und immunologischen Faktoren dahintersteckt.
Ein bunter Topf aus Entstehungstheorien
Theorie 1: Kleine Teile der Gebärmutterschleimhaut nehmen während der Menstruation einen Umweg über die Eileiter in die Bauchhöhle. Dort richten sie sich dann häuslich ein, anstatt wie geplant mit dem Menstruationsblut ausgeschwemmt zu werden.
Theorie 2: Schleimhautzellen landen über das Blut- oder Lymphsystem an anderen Orten im Körper und bilden dort Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe.
Theorie 3: Zellen außerhalb der Gebärmutter mutieren und verwandeln sich in Schleimhautzellen.
Welchen Einfluss hat Veranlagung?
In manchen Familien ist Endometriose Tradition: Frauen, deren Mütter oder Schwestern betroffen sind, haben ein höheres Risiko, ebenfalls zu erkranken. Dies deutet auf eine genetische Veranlagung hin, die offenbar in der Familie weitergegeben wird.
Hormonelle und immunologische Faktoren
Ein möglicher Auslöser bei der Entstehung von Endometriose könnte ein Glitch im Immunsystem sein. Manche Forschende vermuten, dass das Immunsystem bei Endometriose-Betroffenen einfach mal „wegschaut“ und das Gewebe außerhalb der Gebärmutter nicht abbaut, obwohl es dort eigentlich nichts verloren hat.
Risikofaktoren
Ob man im Leben an Endometriose erkrankt, ist ein bisschen wie beim Lotto – nur mit einem sehr schlechten Gewinn. Auch wenn die Ursachen noch im Dunkeln liegen, ist es der Forschung gelungen, Faktoren zu identifizieren, die ein hohes oder niedriges Risiko mit sich bringen.
Höheres Risiko für Endometriose
Geringeres Risiko für Endometriose
Endometriose erkennen: So läuft die Diagnose ab
Die Diagnose von Endometriose kann etwas Detektivarbeit erfordern. Denn die Symptome sind nicht immer eindeutig und können mit anderen gynäkologischen Erkrankungen verwechselt werden. Häufig vergehen viele Jahre, bis eine Frau die richtige Diagnose erhält.
Wie erkennt man Endometriose?
Steht der Verdacht im Raum, läuft die Diagnose in der Regel wie folgt ab:
Anamnese-Gespräch: Zuerst sprichst Du mit der Ärztin oder dem Arzt über Deine Beschwerden. Hier heißt es: Alle Karten auf den Tisch legen! Seit wann hast Du Schmerzen? Wo tut es weh? Wie stark sind sie? Und wie beeinflussen sie Deinen Alltag oder Deine Beziehung?
Gynäkologische Untersuchung: Die Ärztin oder der Arzt tastet vorsichtig den Beckenbereich ab, um zu spüren, ob bestimmte Stellen schmerzhaft oder ob Verhärtungen und Knoten im Gewebe vorhanden sind. Mit einer Hand auf der Bauchdecke und einer vaginalen Untersuchung wird geprüft, ob etwas auffällig ist.
Ultraschall: Durch die Bauchdecke oder vaginal kann man größere Endometriose-Herde und Zysten aufspüren – besonders an Organen wie der Blase oder den Eierstöcken. Kleinere Herde oder Verwachsungen verstecken sich jedoch gerne und sind nicht immer zu sehen.
Bauchspiegelung (Laparoskopie): Wenn Tast- und Ultraschalluntersuchungen ergebnislos bleiben, kann eine Bauchspiegelung Klarheit bringen. Hierbei wird unter Vollnarkose eine kleine Kamera durch einen Schnitt im Bauch eingeführt. Bei diesem Eingriff können Endometriose-Herde gleich entfernt oder Gewebeproben entnommen werden. Da eine Bauchspiegelung ein operativer Eingriff ist, wird sie normalerweise nur bei starken Beschwerden empfohlen.
Zusätzliche Untersuchungen: In manchen Fällen schauen die Ärzt:innen noch genauer hin. Das kann eine Untersuchung von Blase, Darm oder Nieren beinhalten. Auch Bluttests sind möglich, spielen heute aber in der Endometriose-Diagnose eine geringere Rolle.
Endometriose-Behandlung: Diese Optionen gibt es
Die Therapie von Endometriose ist so individuell wie die Betroffenen selbst – abhängig davon, wie stark die Symptome sind, ob Kinderwunsch besteht und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Die Behandlung reicht von Schmerzmitteln über Hormone hin zu Operationen.
Endometriose-Schmerzen behandeln
Bei leichteren Beschwerden und ohne akuten Kinderwunsch kann oft schon eine Schmerztherapie mit sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) helfen. Diese Medikamente wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd und sind eine einfache Möglichkeit, die alltäglichen Beschwerden in den Griff zu bekommen.
Hormontherapie: Eierstöcke auf Stand-by
Wenn Schmerzmittel nicht ausreichen, kommt oft eine hormonelle Therapie ins Spiel, um das Wachstum der Endometriose-Herde zu verlangsamen. Ziel ist es, die Eierstockaktivität herunterzufahren und dem störenden Gewebe das „Futter“ zu nehmen.
Diese Mittel kommen dabei zum Einsatz:
Orale Verhütungsmittel: Kombipillen (Östrogen und Progestin) oder Progestin allein, die helfen, Blutungen und Schmerzen zu reduzieren.
GnRH-Agonisten: Medikamente wie Leuprolid, die die Produktion von Östrogen und Progesteron stoppen. Sie wirken gut gegen Endometriose-Symptome, können aber bei längerer Einnahme die Knochendichte verringern.
GnRH-Antagonisten und Aromatasehemmer: Auch sie senken den Östrogenspiegel und können das Wachstum der Herde eindämmen.
Danazol: Ein synthetisches Androgen, das den Eisprung verhindert. Aufgrund von Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und unerwünschtem Haarwuchs kommt es nur selten zum Einsatz.
Auf dem OP-Tisch: Endometriose-Gewebe entfernen
Wenn Medikamente nicht ausreichen, um den Endometriose-Herden den Garaus zu machen, kann eine OP die bessere Wahl sein. Hier geht es den Übeltätern direkt an den Kragen – und zwar per Bauchspiegelung, also durch kleine Schnitte, die möglichst wenig Spuren hinterlassen. Eine Operation kommt besonders ins Spiel bei:
In einigen Fällen kann ein größerer Eingriff nötig sein, bei dem das Endometriose-Gewebe mit Laser oder Hitze entfernt wird.
Hysterektomie und Entfernung der Eierstöcke
Für Frauen, die mit Endometriose endgültig Schluss machen wollen und keinen Kinderwunsch mehr haben, kann eine Hysterektomie – also die Entfernung der Gebärmutter – eine Lösung sein. Oft werden auch die Eierstöcke entfernt, um der Hormonproduktion den Stecker zu ziehen und das Gewebewachstum zu stoppen. Frauen unter 50 bekommen danach meist eine kleine Dosis Hormonersatz, um die typischen Wechseljahresbeschwerden im Zaum zu halten und die Knochen zu schützen.
Ein Leben mit Endometriose: die alltäglichen Herausforderungen
Endometriose ist mehr als nur eine Frage der Schmerztoleranz: Die Erkrankung zieht viele Lebensbereiche in Mitleidenschaft. Von Selbstzweifeln bis Beziehungskrisen bringt sie allerhand Kollateralschäden mit sich.
Unterstützung finden bei Endometriose
Endometriose bringt jede Menge Entscheidungen mit sich, von der richtigen Therapie bis hin zur Frage: OP – ja oder nein? Ein erfahrener Arzt oder eine Ärztin, die sich mit den körperlichen und mentalen Aspekten der Krankheit auskennt, kann hier echt Gold sein. Manchmal ist es einfach beruhigend zu wissen, dass man nicht allein durch diesen Dschungel an Beschwerden und Behandlungsmöglichkeiten muss. Ein unterstützendes Umfeld hilft ungemein, und der Austausch über die Erkrankung Endometriose mit anderen, die genau wissen, wovon Du sprichst, kann Wunder wirken. Selbsthilfegruppen wirken dabei wie ein Survival-Guide für den Alltag – hier findest Du Ideen, wie Du trotz Endometriose ein lebenswertes Leben führst.
Deine Fragen zu Endometriose
Wie macht sich Endometriose bemerkbar?
Endometriose äußert sich durch Schmerzen, die weit über normale Regelschmerzen hinausgehen – vor allem im Unterleib und während der Periode. Dazu kommen Beschwerden beim Sex, beim Toilettengang oder ungewöhnlich starke Blutungen. Viele Betroffene fühlen sich ständig schlapp oder haben Verdauungsprobleme.
Was passiert, wenn ich Endometriose habe?
Bei Endometriose wächst Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe an Stellen im Körper, wo es eigentlich nicht hingehört – etwa an Eierstöcken, Eileitern oder im Darm. Genau wie in der Gebärmutter durchläuft dieses Gewebe den monatlichen Zyklus: Es baut sich auf, versucht abzufließen – kann aber nicht raus. Das führt zu Schmerzen, Entzündungen und manchmal sogar Verwachsungen oder Zysten.
Ist Endometriose heilbar?
Eine endgültige Lösung für Endometriose? Fehlanzeige! Endometriose ist eine chronische Angelegenheit, die immer wieder kommen kann. Aber keine Sorge: Die Symptome lassen sich meist gut in den Griff bekommen. Mit der richtigen Therapie – sei es Schmerz- oder Hormonbehandlung oder eine OP – kannst Du dafür sorgen, dass die Endometriose Dich im Alltag weniger ausbremst.
Was ist der Auslöser für Endometriose?
Die genaue Ursache der Erkrankung bleibt ein Rätsel. Theorien zufolge könnte das Immunsystem schuld sein oder eine Mutation von Zellen in der Bauchhöhle. Auch die Gene können mitmischen – wenn in Deiner Familie schon Endometriose aufgetreten ist, bist Du womöglich etwas anfälliger.
Fazit: Ein Leben mit Endometriose ist möglich!
Endometriose ist eine hartnäckige Angelegenheit, die Dir im Alltag echt zu schaffen machen kann. Doch mit einer individuell passenden Behandlung kannst Du viel bewirken: von schmerzlindernden Medikamenten über Hormone, die das Gewebewachstum bremsen, hin zu Operationen. Auch wenn Endometriose eine chronische Erkrankung ist: Werde nicht müde, Diagnose und Behandlung einzufordern – denn Du musst nicht mit dieser Belastung leben!