Entlieben
Wie kann Liebe vergehen?
Wie und wann wir uns verliebt haben, wissen wir meist ganz genau, und die meisten von uns haben es schon mehrfach erlebt. Aber genauso wie wir uns verlieben, entlieben wir uns auch oft – mal plötzlich, mal schleichend. Manchmal sind wir auch in unglücklichen Verliebtheits-Konstellationen gefangen und würden alles dafür tun, uns gezielt und aktiv zu entlieben. Doch wie entliebt man sich und warum? Hier erfährst Du mehr!
Was bedeutet „entlieben“?
Sich zu entlieben ist das Gegenteil des Verliebens. Damit wird ein Prozess beschrieben, in dem romantische Gefühle verloren gehen oder die emotionale Bindung bewusst gelöst wird. Der Prozess des Entliebens kann langwierig und schmerzhaft sein. Dabei tut nicht die Liebe selbst weh, sondern der entstandene Trennungsschmerz.
Was mit Entlieben nicht gemeint ist, ist der Übergang von anfänglicher Verliebtheit zu tiefer Zuneigung (aka Liebe). Auch wenn sich das Absetzen der rosaroten Brille manchmal so anfühlt, wenn sich der Alltag einschleicht und wir auch die Fehler des:der anderen nach und nach mitschneiden.
Warum entlieben wir uns?
Warum wir uns Entlieben muss man unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten betrachten: unbewusstes, passives Entlieben und der aktive Versuch des Entliebens.
Passives, oft unbewusstes Entlieben
Passiv entlieben wir uns, wenn die Gefühle mit der Zeit einfach von allein weniger werden. Das kommt in langjährigen Beziehungen oder kurzen Situationships vor und ist ein schleichender Prozess, den wir kaum steuern können. Oft bemerken wir das auch erst, wenn es schon (fast) zu spät ist. Manchmal ist es noch möglich, die Beziehung zu retten, aber manchmal hilft nur die Trennung.
Mögliche Ursachen für passives Entlieben:
Aktives, gesteuertes Entlieben
Wie kannst Du Dich aktiv entlieben? Mit gewissen Strategien ist es möglich (die stellen wir Dir weiter unten vor). Aber welche Gründe führen eigentlich dazu, dass Du die romantischen Gefühle für eine Person unbedingt loswerden möchtest?
Wie merkst Du, ob Du Dich passiv entliebt hast?
Anzeichen für passives Entlieben sind oft schwer zu erkennen, weil es mitunter Jahre dauern kann. Werden die Gefühle immer weniger, fühlt es sich irgendwann so an, als würdet Ihr nicht mehr zusammenpassen. Fehlende Anerkennung, toxische Verhaltens- und Denkweisen, Unwohlsein und der Wunsch nach Abstand können solche Anzeichen sein. Das Interesse am Gegenüber lässt nach und vielleicht kommt sogar eine Affäre ins Spiel. Hör genau in Dich rein und nimm Deine (schwindenden) Gefühle ernst, dann kannst Du rechtzeitig die richtigen Schritte gehen, ohne andere dabei zu verletzen.
Welche Vorteile hat das Entlieben?
Entscheidest Du Dich aktiv für das Entlieben, kann das beim Loslassen helfen. Denn solange Gefühle vorhanden sind, ist es schwer, Abstand zu bekommen. Entlieben ist ein wichtiger Schritt für Dein persönliches Wachstum und einen unbeschwerten Blick in die Zukunft.
Wie lange dauert es, sich zu entlieben?
Es gibt kein Rezept mit genauer Zeitangabe, wann Gefühle erloschen sind. Vielmehr ist es von vielen Faktoren abhängig, wie lange Du brauchst, um Dich zu entlieben: Wie lange und intensiv war die Beziehung? Habt Ihr Abstand zueinander? Wie gut sind die Strategien umsetzbar?
Wer entliebt sich schneller: Männer oder Frauen?
Wie schnell sich Männer oder Frauen entlieben, ist ebenso schwer zu pauschalisieren. Es lässt sich jedoch eine Tendenz beobachten: Wie auch häufig beim Verlieben, sind Frauen mit dem Entlieben schneller. Laut einer Studie des Verhaltensökonomen Saurabh Bhargava lassen die Gefühle bei Frauen schneller nach – was mitunter an unrealistischen Erwartungen liegt.
Wie entliebt man sich? Sechs Strategien
Auch wenn Du Gefühle nur bedingt steuern kannst, kannst Du mit den folgenden Strategien Einfluss auf sie nehmen. Gib Deinem Herz Luft zum Atmen. Reflektiere erstmal Deine Situation und werde Dir klar darüber, ob Du Dich entlieben musst und gehe anschließend durch die Phasen des Entliebens, um über die Person hinwegzukommen.
1. Gewinne Abstand um Dich zu entlieben
Kalter Entzug wirkt in der Liebe oft Wunder, denn hältst Du erstmal Abstand zum:zur Angebeteten, wird es jeden Tag leichter, Dich zu entlieben. Brich den Kontakt ab, lösche die Nummer und entfolge auf Social Media (wichtig!). Ist das nicht möglich, weil Ihr Kolleg:innen seid oder gemeinsame Kinder habt, reduziere den Kontakt auf das nötigste Minimum. Du kannst Dich auch trotz Kontakt entlieben, doch dauert der Prozess dann länger.
Gemeinsame Erinnerungen solltest Du ebenfalls aus Deinem Leben verbannen – Geschenke, Fotos, Kleidung. Bei langjährigen Beziehungen will man oft Andenken behalten, aber die sollten nicht vor Deiner Nase stehen. Entsorge also alle Erinnerungsstücke oder verfrachte sie zumindest in eine Kiste im Keller. Solche Dinge erinnern Dich viel zu sehr an die guten Zeiten, auf die Du Dich im Moment nicht fokussieren solltest – immerhin sind sie vergangen.
2. Lass den Liebeskummer zu
Auch wenn es weh tut: Der Herzschmerz ist nötig, um Dich zu entlieben und eine Trennung oder eine unerfüllte Liebe verarbeiten zu können. Lass also den Liebeskummer und die damit einhergehende Trauer zu und verarbeite Deine Gefühle. Neben Trauer kann auch Wut auftauchen, was ganz normal ist. Friss den Kummer nicht in Dich rein und öffne Dich vertrauten Personen – Therapie oder Coaching können ebenfalls helfen.
3. Betrachte es realistisch
Vor allem in einer Verliebtheitsphase solltest Du nun unbedingt die rosarote Brille ablegen, um die Situation realistisch zu sehen. Idealisiere die Person nicht, die Dir das Herz gebrochen hat, und konzentriere Dich auf ihre negativen Seiten. Was hat Dir nicht gefallen? Und was hat Dir gefallen, was nüchtern betrachtet gar nicht cool war?
In längeren Beziehungen gibt es zwar keine rosarote Brille mehr, doch kannst Du Dich auch hier auf negative Seiten konzentrieren. Was hat Dich gestört? Was hat Dich unglücklich gemacht? Wovon möchtest Du Dich unbedingt entlieben?
4. Finde zu Dir selbst
Mit ausreichend Abstand, ein paar Tränen, dem Austausch mit Freund:innen und einer nüchternen Betrachtungsweise bist Du im Prozess des Entliebens schon ein gutes Stück weiter gekommen. Nun geht es um Dich. Und zwar nur um Dich. Kümmere Dich um Dein Seelenheil, gönne Dir Me-Time und haufenweise Selfcare. Reflektiere die Gefühle und Deine Verhaltensweisen, arbeite daran und konzentriere Dich darauf, dass es Dir gut geht. Was brauchst Du jetzt?
5. Lenk Dich ab um Dich zu entlieben
Ein alter Tipp, aber immer wieder wirksam: Ist der schlimmste Herzschmerz erstmal überstanden und kommst Du langsam wieder aus Deinem Schneckenhaus, ist Ablenkung ein adäquates Mittel zum Entlieben. Hör auf, ständig an ihn:sie zu denken, triff Dich mit Freund:innen, lerne neue Leute kennen, verreise, mach Sport, lass ein altes Hobby aufleben oder fang ein neues an. All das hilft Dir, Deinen Gedanken neue Impulse zu geben und Dich frei zu fühlen.
6. Gehe zu Dates
Geh nun eine Stufe weiter: Date wieder! Du musst noch gar nicht bereit für eine neue Liebe sein – aber flirte, was das Zeug hält, denn das stärkt Dein Selbstbewusstsein und gibt dir Bestätigung von Personen, die eben nicht diese eine Person sind. Sei aber ehrlich zu Deinen Dating-Partner:innen und verfalle nicht in eine Rebound-Beziehung.
Kann man sich von einer Affäre entlieben?
Ja, auch von einer Affäre kann man sich emotional lösen. Bist Du in Deine Affäre verliebt, die andere Person aber nicht in Dich oder nicht genug, um sich für Dich zu entscheiden, ist es höchste Zeit zum Entlieben. Mach Dir bewusst, dass Ihr keine gemeinsame Zukunft habt, lass Dich nicht vertrösten und beende die Affäre, bevor Du noch unglücklicher wirst. Anschließend kannst Du die oben genannten Strategien nutzen, um Dich zu entlieben.
Fazit: Entlieben klappt, braucht aber seine Zeit
Sich passiv zu entlieben, passiert von ganz alleine. Wenn Du Dich aber bewusst von den Gefühlen zu einer Person trennen möchtest, weil die Liebe einseitig ist oder aus einem anderen Grund, helfen Dir ein paar Strategien dabei. Im Prinzip führst Du beim Entlieben aktiv Liebeskummer herbei, durch den Du dann auch durchmusst – aber das schaffst Du easy!