Was ist eine Situationship?

Der Begriff der Situationship ist zwar relative neu – das Datingphänomen gibt es jedoch schon länger. Das Wort setzt sich aus Situation und Relationship (englisch für Beziehung) zusammen und beschreibt – ganz genau – eine Situations-Beziehung. Solange die Sterne günstig stehen, läuft die Situationship super, es gibt wilden Sex und süße Dates. Doch wehe, jemand möchte über Verpflichtungen sprechen. Dann heißt es oft: Bye, bye Situationship – Next!

Bei einer Situationship handelt es sich quasi um eine Dating Grauzone. Es ist weit mehr als nur ein One-Night-Stand oder eine Affäre, aber eben auch keine feste Beziehung. Oft gibt es keine Regeln, kein Commitment und keine Abmachungen. Der Beziehungsstatus ist ungewiss, obwohl viele „Beziehungs-Dinge“ miteinander geteilt werden. Man sieht sich regelmäßig, bringt dem anderen kleine Aufmerksamkeiten mit und freut sich auf das nächste Date – nur eben mit der Unsicherheit gepaart, wie viele weitere Dates es überhaupt noch geben wird. 

Es gibt also regelmäßige Treffen und auch viel Nähe – nur über das „Was sind wir eigentlich?“ wird (noch) nicht gesprochen. Generell stehen Gespräche über Gefühle und Emotionen bei einer Situationship oft nicht auf dem Tagesplan. Dadurch kann sehr viel Unsicherheit entstehen. Oft ist unklar, ob die andere Person noch andere Menschen datet oder ob das (nicht-)Paar exklusiv ist. Manchmal trifft man sogar schon Freund:innen und Familienmitglieder und ist sich immer noch unsicher, ob sich der:die Situationship-Partner:in überhaupt eine Zukunft mit einem vorstellen kann.

Unverbindlicher Sex, ohne das Label einer Beziehung – kennen wir das nicht irgendwoher? Ist eine Freundschaft Plus nicht das gleiche wie eine Situationship? Oder gibt es einen Unterschied zwischen F+ und Situationship? Tatsächlich handelt es sich hierbei um unterschiedliche Datingphänomene.

Bei einer Freundschaft Plus (englisch auch Friends with benefits) spielen romantische Gefühle keine Rolle. Im Fokus stehen schöne Stunden beim Casual Sex, ähnlich wie bei einer Affäre. Erwartungen und Grenzen sind allerdings klar kommuniziert, sodass klar ist, dass emotional nicht mehr als Freundschaft drin ist. 

Das emotionale Auf und Ab und die Ungewissheit wie es weitergeht, zeichnet daher nur die Situationship aus. Auch der Wunsch, dass es vielleicht doch noch für eine Beziehung reichen könnte, zeigt sich oft nur in einer Situationship und nicht mit einer F+.

Ganz oft schwebt die Hoffnung „Aber wir könnten doch auch noch mehr sein!“ unausgesprochen über einer Situationship. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass aus einer Situationship eine Beziehung wird? 

Darauf gibt es leider keine pauschale Antwort. Wenn Ihr in der Situationship-Phase viel Unsicherheit verspürt, kaum miteinander über emotionale Themen redet und Euch immer eine Hintertür offenhaltet, ist es eher unwahrscheinlich, dass daraus eine glückliche Beziehung wachsen kann.

Wenn Ihr die Situationship hingegen nutzt, um Euch in einem langsamen Tempo gründlich kennenzulernen, besteht durchaus Hoffnung. Verliebtheitsgefühle entstehen oft erst mit der Zeit und warum sollte man am Anfang des Datings nicht erst einmal gründlich prüfen, ob man wirklich ein gutes Match ist oder ob nicht doch jemand anderes besser zu einem passt?

Kommunikation ist hier das Zünglein an der Waage. Sprecht doch einfach mal darüber, dass Ihr Euch zwar gegenseitig wichtig seid, aber eben noch etwas Zeit braucht, bis Ihr Euch dem Label Beziehung gewachsen fühlt. Und auch Bedürfnisse wie Freiheitsgefühle, Spontanität und Ungebundenheit sind total valide – solang man eben darüber spricht.

Du willst mit Deiner Situationship das nächste Beziehungslevel erreichen, stößt aber immer nur auf taube Ohren? Dann ist es möglicherweise an der Zeit, die Situationship zu verlassen. Und das kann richtig wehtuen. Manchmal sogar mehr, wie eine feste Beziehung zu beenden.

Aber warum ist das so? War nicht das eigentliche Ziel der Situationship etwas Unverbindliches, das man jederzeit beenden kann? Oft passiert in der Praxis aber etwas anderes: Wir bauen uns Fantasieschlösser auf, träumen davon, wie toll alles sein könnte (wenn da nicht diese eine kleine Sache wäre) und fantasieren uns zusammen, wie eine gemeinsame Zukunft (über die man nie spricht) aussehen könnte. All diese Hoffnungen zerplatzen nach dem Ende einer Situationship wie eine Seifenblase.

Und mit dem Gefühl „Was wäre wenn?“ umzugehen, kann unter Umständen sogar schlimmer sein, als sich nach einer Langzeitbeziehung zu trennen. Bei letzterer sieht man das Ende auch eher kommen, ist nach Jahren vielleicht genervt von den Macken, des:der anderen und hat ohnehin alles menschenmögliche versucht, um die Beziehung zu retten. Aber nach dem Ende einer Situationship bleibt oft das schleichende Gefühl, ob es nicht doch hätte klappen können, wenn man sich nur etwas mehr Mühe gegeben hätte.

Liebeskummer nach einer Situationship ist daher ganz normal und hält manchmal auch länger an, als nach einer normalen Trennung. Das mentale Traumschloss muss Stein für Stein auseinander gebaut werden – das kann dauern. Sei nicht zu hart zu Dir selbst und gestehe Dir selbst eine Trauerphase zu, ganz egal ob Menschen in Deinem Umfeld behaupten, dass Du das doch hättest kommen sehen müssen!