Monogamie und Polygamie
Das klassische Bild der Beziehung besteht aus einem Paar, also zwei Menschen, weiblich oder männlich oder gemischt, die miteinander den Bund einer Beziehung eingehen. Geheiratet wird ebenfalls zu zweit, dritte Personen haben in den weltlichen Vorstellungen keinen Platz. Doch es ist nicht zu ignorieren, dass sich gewisse weitere Beziehungsmodelle etabliert haben, die über klassische Monogamie hinausgehen. Viel mehr Paare gestehen sich heute offen ein, dass sie eigentlich polyamor leben möchten und öffnen in manchen Fällen sogar die Beziehung. Was aber unterscheidet Monogamie von Polygamie und gibt es vielleicht sogar Parallelen?
Der Mensch und die Monogamie – ist Zweisamkeit out?
Manche Menschen sind überzeugt davon, dass Monogamie ein großer Fehler ist und stehen offen zur Auslebung polyamouröser Neigungen. Fakt ist, dass sich mehr als 80 Prozent aller Menschen in Umfragen immer wieder angeben, das Singledasein nicht zu mögen und sich einen Partner an der Seite zu wünschen. Aber muss es denn immer nur ein Partner sein? Polygamie ist der falsche Ausdruck für das, was viele Menschen mittlerweile leben. Hinter Polygamie verbirgt sich die Heirat mit mehreren Personen und die ist vor dem Gesetz in Deutschland und vielen weiteren Ländern verboten!
Anders sieht es mit der Polyamorie aus, jener Beziehungsführung, bei der mehr als eine Partnerschaft parallel zueinander geführt wird. Monogamie hingegen ist ein Beziehungsmodell und eine Form der Wertevorstellung, die sich in der Menschheitsgeschichte etabliert hat. Die Verbindung zweier Lebewesen zu einer sozialen und sexuellen Gemeinschaft wird als monogame Beziehung beschrieben. In der Tierwelt kommen monogame Verhältnisse nur sehr selten vor. Pinguine beispielsweise gehören zu den treuen Lebewesen, die in menschenähnlichen Partnerschaften leben.
Einige Sexualforscher sind der Ansicht, dass der Mensch nicht für die Monogamie geschaffen ist. Andere wiederum sehen in der Polyamorie eine Bedrohung der klassischen Liebesbeziehung. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen, denn sowohl in monogamen Beziehungen als auch in polyamourösen Verbindungen kann es zu Freud und Leid kommen. Das Glück bestimmt der Mensch allein, denn wer sich monogam nicht wohl und ausgelastet fühlt, wird das Beziehungsmodell nicht für sich genießen können. Andersherum gibt es auch zahlreiche Frauen und Männer, die gar nicht mehr wollen als den einen Partner für den Rest des Lebens. Und dann gibt es da ja noch so viele andere Beziehungsmodelle, die heute eine Rolle spielen. Fest steht: Es ist durchaus möglich, zwei Menschen gleichzeitig zu lieben!
Welche Beziehungsarten gibt es?
Die monogame Beziehung
Die monogame Beziehung ist das traditionelle Sinnbild der Beziehung und ist bis heute fest mit den Vorstellungen von Moral und Ethik verknüpft. Doch die Grenzen verschwimmen und vor allem junge Generationen öffnen sich mehr und mehr dem Wunsch, auch die intimste Sache der Welt, die Liebe, mit mehr als nur einer Person zu teilen. Mittlerweile sind Beziehungsforscher sicher, dass manche Menschen Liebe auch unter mehreren Partnern verteilen können. Andere wiederum können es nicht und fühlen sich in der monogamen Beziehung am wohlsten. Die Konstellation spielt hier übrigens überhaupt keine Rolle. Ein Paar, bestehend aus zwei Männern, dass sich gegenseitig die Treue verspricht, gilt ebenso als monogam wie ein Heteropaar.
Die polyamouröse Beziehung
Eigentlich unterscheidet eine polyamouröse Beziehung sich nicht großartig von der monogamen Beziehung, es gibt sie schlichtweg mehrmals. Anstatt nur einen Partner zu haben, hast Du mehrere Beziehungen parallel voneinander und idealerweise sind alle damit einverstanden. Auch Dein Partner kann mehrere Partnerschaften führen, über die Du informiert bist. Die Wertigkeit der einzelnen Partnerschaft nimmt in den meisten polyamourösen Beziehungen nicht ab, die Liebe wird nicht reduziert, sondern für mehrere Menschen empfunden. Grundvoraussetzung ist die Abwesenheit von Eifersucht, da das Beziehungsmodell ansonsten nicht funktioniert.
Die Dreierbeziehung
Die Dreierbeziehung ist ein Konzept, was oft fälschlicherweise mit der Polyamorie verwechselt wird. Es handelt sich hierbei aber um eine Mischung aus Monogamie und Polyamorie. Drei Menschen gehen miteinander eine Beziehung ein, gleichberechtigt, zu Dritt, oft sogar mit einem Treueversprechen. Vierte, fünfte oder sechste Personen haben hier keinen Zutritt, anstatt eines Couples gibt es ein Throuple, drei Menschen, die einander lieben, in jeglicher Konstellation.
Die offene Beziehung
Bei der offenen Beziehung handelt es sich um ein besonderes Modell, was ebenfalls oft mit der Polyamorie verwechselt wird. Öffnet ein Paar seine Beziehung, wird Sex mit dritten Personen offiziell gestattet und der Treueschwur wird gelöst. Liebe spielt bei dieser Öffnung allerdings keine Rolle, es geht nur um sexuelle Erfahrungen außerhalb des eigenen Ehebetts. Die Hauptbeziehung oder Ehe bleibt bestehen, lediglich Sex wird nicht mehr nur untereinander ausgeübt. Hier ist der größte Unterschied zur Polyamorie zu sehen, denn letztere umfasst auch Liebe, die für dritte Personen empfunden wird. Eine offene Beziehung birgt allerdings die Gefahr, dass sich aus einer sexuellen Erfahrung Gefühle entwickeln und dann kann der Übertritt in die Polyamorie erfolgen.
Die Mingle-Beziehung
Mingles nehmen eine besondere Stellung im Beziehungsgeschehen ein, denn sie sind nicht Single, aber auch nicht vergeben. Eine Mingle-Beziehung ist eine Form der Freundschaft Plus, bei der zwei Menschen miteinander befreundet sind, aber auch Sex haben. Treue gibt es in der Mingle-Beziehung nicht, denn es ist keine feste, monogame Partnerschaft. Somit kann jeder Mingle auch außerhalb der Mingle-Partnerschaft Sex haben, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Denkbar ist jedoch auch die exklusive Mingle-Beziehung, bei der zwar romantische Gefühle außen vorgelassen werden, aber dennoch Treue erwartet wird.
Viele Beziehungskonzepte, unterschiedliche Ansätze - legitim sind alle! Es ist ein Thema, über das Du wahrscheinlich auch mit Deinen Freunden stundenlang diskutieren könntest. Wir sind uns sicher, dass es „die eine“ richtige Beziehungsform nicht gibt. Entscheidend ist, wie glücklich die Partner einer Verbindung sind. Ob diese nun aus zwei, drei oder mehreren Menschen besteht, ist weniger relevant.